© MPREIS / Passivhaus-Supermarkt Ötztal Bahnhof-Gebäude
© MPREIS / Passivhaus-Supermarkt Ötztal Bahnhof-Gebäude

Österreichs Gemeinden sind Weltspitze beim Passivhaus!

1.000 dokumentierte Gebäude aus Österreich in der Passivhaus Datenbank

© Morscher Bau / Das Passiv-Mehrfamilienhaus in Sulzberg
© Morscher Bau / Das Passiv-Mehrfamilienhaus in Sulzberg
© Maximilian Lang / Obstbau Leeb
© Maximilian Lang / Obstbau Leeb
© langconsulting/ Im Justizzentrum
© langconsulting/ Im Justizzentrum
© Lang Consulting/ Passivhaus Pettenbach
© Lang Consulting/ Passivhaus Pettenbach
© Wien Energie- Passivhaus U2 Aspernstraße
© Wien Energie- Passivhaus U2 Aspernstraße

Normalerweise kennen wir solche Schlagzeilen nur vom Schifahren. Diesmal trifft es aber auf die breite Umsetzung von energieeffizienten Gebäuden in Gemeinden zu, bei der Österreichs Gemeinden in allen Kategorien die Topplatzierungen abräumen. Die internationale Passivhaus Datenbank stellt mit 4.444 Objekten die weltweit umfangreichste und detaillierteste Erfassung höchst energieeffizienter Gebäude dar. Aus Österreich sind nun
1.000 Gebäude detailliert dokumentiert und bringen bei näherer Analyse interessante Details zu Tage.

Der Gebäudesektor ist weltweit für 40 Prozent der Emissionen hauptverantwortlich und bietet mit dem Passivhaus-Standard die größten und kostengünstigsten Einsparungspotentiale. Mit Jahresende 2017 existieren weltweit bereits über 73.000 Passivhäuser und Sanierungen auf EnerPHit-Standard mit einer Energiebezugsfläche von über 51 Millionen Quadratmetern [Lang 2018].

"The Emissions Gap Report 2016" der UNEP [Ürge-Vorsatz 2016] hat das Passivhaus bereits bei der COP22 UN-Klimakonferenz 2016 als eine der wesentlichsten Umsetzungsstrategien identifiziert. Das Passivhaus sei bereits ausgiebig im Einsatz und eine besonders kostengünstige Maßnahme zur Begrenzung der Klimaerwärmung auf max. 1,5°C.

Anfang Oktober 2018 hat der Weltklimarats IPCC im südkoreanischen Incheon den neuen Sonderbericht veröffentlicht, wonach das Erreichen genau dieses 1,5°C-Ziels demnach erforderlich ist, um schwerwiegende Folgen für das Leben auf der Erde noch zu vermeiden. Der globale Ausstoß von Kohlendioxid (CO2) müsste demnach von 2010 bis 2030 um 45 Prozent fallen und im Jahr 2050 Null erreichen.


4.444 Gebäude in Passivhaus Datenbank online auf www.passivhaus-datenbank.org

Per Anfang Oktober 2018 sind bereits 4.444 Objekte mit über 3,18 Millionen Quadratmeter Energiebezugsfläche dokumentiert. [Lang 2018] Dies entspricht einer Verdoppelung seit 2012. Damit stellt die internationale Passivhaus-Datenbank unter Leitung des Passivhaus Institutes die weltweit umfassendste und detaillierte Erfassung von hoch energieeffizienten Gebäuden dar. Waren 2012 noch 85% aller dokumentierten Objekte aus Deutschland, sind es 2018 nun 52%. Österreich folgt mit 22,5% und Frankreich mit 6%, während 19,5% der
Objekte auf alle übrigen 44 Nationen entfallen. Ein Beleg, dass dieser 1991 in Deutschland vom Passivhaus Institut entwickelte Standard mittlerweile weltweit über alle Klimazonen erfolgreich zur Umsetzung kommt.

Trotzdem sind derzeit jedoch nur 5 bis 10 Prozent aller weltweit existierenden Passivhäuser überhaupt in der internationalen Passivhaus-Datenbank erfasst. In vielen Ländern bestehen eigene nationale Datenbanken deren Daten nicht oder nur begrenzt mit der weltweiten Datenbank kompatibel sind. Dadurch wird der Passivhaus-Standard in seiner Verbreitung in der öffentlichen Wahrnehmung sehr leicht völlig unterschätzt.

Betrachtet man die Verteilung der dokumentierten Energiebezugsflächen zeigt sich ein kontinuierlicher Anstieg in den mittlerweile 47 Nationen auf vier Kontinenten.

Vom ersten Passivhaus 1991 waren Pionierbauten über einen Zeitraum von 18 Jahre nötig, bis die erste Million Quadratmeter Energiebezugsfläche in der Datenbank dokumentiert war. In der Periode von 2009 bis 2013 wurde eine weitere Million m² dokumentierter Objekte errichtet und nach weiteren vier Jahren wurde 2017 die dritte Million Quadratmeter Energiebezugsfläche dokumentiert errichtet. Österreich führt erstmals mit 1.292.303 m²
knapp gefolgt von Deutschland mit 1,287.300 m² dokumentierter Energiebezugsfläche. Besonders erfreulich ist der weltweite starke Zuwachs seit 2011 außerhalb Deutschlands und Österreichs, wo die Flächen, zeitversetzt um 10 Jahre, mittlerweile auch stark ansteigen.

Krumbach – Schwanenstadt – Korneuburg – Innsbruck sind die Kategoriesieger

Österreichs Gemeinden und Städte nehmen in allen Größenklassen die Spitzenplätze ein:
(Wertung in Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner)

Der Weltmeister ist die Gemeinde Krumbach in Vorarlberg mit stolzen 5,63 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner. Damit ist das Passivhaus in Krumbach bereits allgegenwärtig.

Innsbruck führt mit Abstand unter den Landeshauptstädten sowie den Gemeinden mit mehr als 100.000 Einwohnern. Mit 1,22 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche Passivhaus pro Einwohner liegt Innsbruck gleich um den Faktor Fünf vor Frankfurt und Wien mit 0,26 und 0,24 m²/EW. Bis 2020 wird Innsbruck die Fläche an Passivhäusern verdoppeln.

Wien wiederum weist mit knapp 455.000 Quadratmeter dokumentierter Energiebezugsfläche die mit Abstand größte Fläche aus, gefolgt von Frankfurt mit 191.000 m² und Innsbruck mit 162.000 m².


Passivhäuser werden auch nachhaltiger gebaut

Noch immer ist die Meinung weit verbreitet, dass es sich bei Passivhäusern ja nur um Einfamilienhäuser, Neubauten und in einer nicht nachhaltigen Bauausführung handelt. Eine nähere Analyse der Datenbank zeigt hingegen ein ganz anderes Bild:

* Während laut Statistik Austria rund 78 Prozent aller Gebäude in Österreich Ein- und Zweifamilienhäuser sind, repräsentieren diese in der Passivhaus Datenbank hingegen nur 56,3 Prozent. Mehrfamilienhäuser und Geschoßwohnbauten machen 32,6 Prozent aus und Nicht Wohnbauten immerhin 11,1 Prozent.

* Bei Betrachtung der Bauweise zeigt sich, dass in Österreich 43,3 Prozent der Passivhäuser in Holzbauweise, 37,7 Prozent in Massivbauweise und 19,0 Prozent in Mischbauweise errichtet werden.

* Über zwei Drittel aller seit 1996 dokumentierten österreichischen Passivhäuser verfügen auch über eine Solaranlage aus Photovoltaikelementen und/oder thermischen Solarkollektoren.

* Rund 80 Prozent aller Gebäude werden mit erneuerbaren Energieträgern beheizt.

* 11 Prozent aller österreichischen dokumentierten Gebäude sind Sanierungen auf Passivhaus- oder EnerPHit-Standard mit Energieeinsparungen zwischen 80 und 95 Prozent.

* 13,2 Prozent aller dokumentierten Gebäude beteiligen sich heuer bei den internationalen Tagen des Passivhauses von 9. – 11. November 2018 – in ganz Österreich alleine 132 Passivhäuser. Das eigene Haus einfach fremden Besuchern zur Besichtigung zu zeigen, verdeutlicht ganz besonders die sehr hohe Bewohnerzufriedenheit.

Alle Informationen findet man dazu unter:

passivhaus-austria.org/content/tage-des-passivhauses-2018

Mit dem Sonderbericht des Weltklimarates wurde auf den dringenden Handlungsbedarf verwiesen. Die Analyse der Passivhaus Datenbank zeigt, dass die Lösungen bereitstehen und zahlreiche Gemeinden und Regionen diese konsequent umsetzen. Dies sollte nun die anderen Kommunen und Entscheidungsträger ermutigen, ebenfalls flächendeckend auf den besten verfügbaren Baustandard zu setzen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /