© Hans Braxmeier - pixabay.com / Effiziente Gebäudesanierung macht Sinn
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Energiewende erreicht Wiener Althausbestand

Erstmals wird in Wien eine nachhaltige solar- und geothermiebasierte Energieversorgung für einen Gründerzeit-Häuserblock realisiert.

Wien- Im August 2018 erfolgte der Spatenstich des Anergienetzes „SMART Block_Geblergasse“ im 17. Wiener Gemeindebezirk. Erstmals wird für einen Wiener Althausbestand eine weitgehend auf Solar- und Geothermieenergie basierende Wärme- und Stromversorgung schrittweise für einen gesamten Häuserblock umgesetzt. Die Sonnenwärme wird im Sommer im Erdreich in bis zu 150 m Tiefe eingelagert und im Winter zum Heizen und für das Warmwasser verwendet.

Als Zusatznutzen wird im Sommer das Erdreich zur sanften und nahezu kostenfreien Kühlung der Wohnungen über die Fußbodenheizungen genutzt – ein zukünftiger ökologisch sinnvoller Standard zur Steigerung der Wohnqualität beim mittlerweile spürbaren Klimawandel. Durch die Vernetzung mehrerer Miethäuser werden die Energiekosten zusätzlich gesenkt: Die Heizkosten für das neue System entsprechen etwa den Kosten einer Erdgasheizung. Die Baustelle konnte am 6. September besichtigt werden.

Entwickelt wurden die Grundlagen für das nachhaltige Energiekonzept für den Gründerzeit-Häuserblock im 17. Wiener Gemeindebezirk im Projekt Smart Block Step II Wien. Im Rahmen des EU-Projekts SEFIPA wurde die Umsetzung des Anergienetzes durch die Entwicklung von Wärmeliefer-Contractingmodellen begleitet. Basierend auf dem Forschungsprojekt hat die Bauconsult Energy das Energiekonzept weiterentwickelt und setzt dieses nun um.

Der Althausbestand in den Städten ist ein Sorgenkind der Energiewende. Erschwerte Rahmenbedingungen für eine nachhaltige Energieversorgung, komplexe Eigentumsverhältnisse, wenig verfügbarer Freiraum sowie Nutzungskonkurrenz im dicht bebauten Gebiet stellen die Politik und PlanerInnen vor große Herausforderungen.
„Umso erfreulicher ist es, mit SMART Block_Geblergasse ein beispielhaftes Projekt zu realisieren, das als Leuchtturm für viele urbane Gebiete in Europa dienen kann“, freut sich Monika Auer, Generalsekretärin der ÖGUT. „Hier wurde gezeigt, dass die Energiewende im Althausbestand technisch möglich UND leistbar ist. Kooperation der EigentümerInnen und die Vernetzung zwischen den benachbarten Häusern sowie ein geeignetes Geschäftsmodell – Energie-Liefercontracting – waren hier die Erfolgsfaktoren.“

Johannes Zeininger, Projektarchitekt und Miteigentümer eines der Häuser im SMART Block_Geblergasse sieht die Contractinglösung positiv: „Bei den meisten privaten HausbesitzerInnen und deren Hausverwaltungen liegen zur Zeit die Errichtung und der Betrieb eines liegenschaftsübergreifenden Energienetzes außerhalb ihres Wahrnehmungsfeldes. Durch das Contractingmodell können aber die höheren Anfangsinvestitionskosten dieser nachhaltigen Alternative für die NutzerInnen gleichmäßig auf die gesamte Laufzeit des Vertrags aufgeteilt werden.“

Der Contractor BauConsult Energy ist mit dem bisherigen Verlauf der Arbeiten zufrieden. „Da es das erste Projekt dieser Art im Altbau ist, mussten wir anfangs sehr viele offene Fragen klären“, sagt Franz Vogl, Projektleiter beim Contracting-Unternehmen. „Natürlich haben wir als Vorreiter höhere Risiken zu tragen, wir sehen in diesem Segment aber ein großes Marktpotenzial und wir freuen uns, von Anfang an bei dieser nachhaltigen Energielösung dabei zu sein.“

Die Energiewende braucht engagierte AkteurInnen, die innovative und konkurrenzfähige Wege aufzeigen. Bernd Vogl, Abteilungsleiter der MA 20 – Energieplanung der Stadt Wien zeigt sich erfreut: „Mit der Förderung für Saisonale Wärmespeicher reagiert Wien auf die Notwendigkeit für dezentrale und fossilfreie Lösungen zur Gebäudetemperierung. Wir sind gespannt, welche weiteren zukunftsweisenden Energie-Projekte in der Stadt realisiert werden.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /