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Offener Brief an OMV-Vorstandsvorsitzenden Rainer Seele

Geldflüsse an Initiative „Heizen mit Öl“ beenden - In Zeiten der globalen Klimakrise ist die finanzielle Förderung von fossilen Energieträgern absolut unverantwortlich.

Sehr geehrter Herr Vorstandsvorsitzender Rainer Seele!

Wien - In Österreich entstehen derzeit klimabedingte Schäden in der Höhe von etwa einer Milliarde Euro pro Jahr. Wenn wir nicht entschieden gegensteuern, werden diese Schäden auf bis zu 8,8 Mrd. Euro pro Jahr ansteigen. Es geht hier um die steigende Gefahr von Vermurungen, Hochwasserschäden, Dürren und Ernteausfällen in der Landwirtschaft sowie um finanzielle Einbrüche im Wintertourismus, und es geht vor allem auch um den Schutz von Menschenleben. Wir alle sind massiv von einer drohenden Klimakrise gefährdet, auch deshalb hat Österreich die Verantwortung, seinen fairen Anteil zum Klimaschutz beizutragen.

Um eine weltweit unkontrollierbare Klimakrise noch zu vermeiden, wurde das Pariser Klimaschutzabkommen abgeschlossen. Österreich hat verbindliche und sanktionierbare Klimaziele der EU zu erreichen. Schaffen wir diese Ziele nicht, drohen Strafzahlungen in Millionenhöhe. Zuletzt hat Österreich eine halbe Milliarde Euro für die Verfehlung der Kyoto-Ziele bezahlt. Bitte stellen Sie sicher, dass die unternehmerischen Aktivitäten der OMV die Erreichung der für uns alle wichtigen Klimaziele nicht länger konterkarieren.

Derzeit ist das allerdings der Fall. Erst vor wenigen Wochen wurde bekannt, dass die staatsnahe OMV der wichtigste Geldgeber der Initiative „Heizen mit Öl“ ist, die den Einbau von neuen Ölheizungen in Österreich fördert und mit einer Werbekampagne propagiert. Es ist die klimaschädlichste Heizform, die derzeit noch in großem Stil auf dem Markt vertreten ist. Es ist auch die Heizform mit den größten Preisschwankungen. Stellen sich die Ölpreise wieder auf einem Niveau von vor einigen Jahren ein, kann es für einen Haushalt zu Mehrkosten von etwa 1.800 Euro pro Jahr kommen.1 Es ist unsozial, zu versuchen, BürgerInnen auf Jahrzehnte abhängig von Öllieferungen zu machen und sie diesem hohen Preisrisiko auszusetzen.

Auch deshalb haben sowohl die Bundesregierung, als auch zahlreiche Bundesländer den Ausstieg aus der Ölheizung zu einem der Leitprojekte ihrer Klima- und Energiepolitik erklärt. Klimafreundliche und kostengünstige Alternativen sind vorhanden. Stoppen Sie daher bitte jetzt die Geldflüsse der OMV in Richtung der Initiative „Heizen mit Öl“ mit sofortiger Wirkung.

Die OMV hat den „UN Global Compact“ unterzeichnet, der einen Wertekompass für soziale und ökologische Standards darstellt.2 Im Artikel 8 erklärt sich die OMV dazu bereit „Initiativen zu setzen, die zu einer größeren Verantwortung gegenüber der Umwelt führen“.3 Wir ersuchen Sie daher, zumindest gegenläufige Schritte zu unterlassen. Investieren Sie diese Mittel stattdessen in eine zukunftsorientierte Ausrichtung der OMV, damit diese ihren Platz in einem nachhaltigen Energiesystem findet, das auf effizienter Energienutzung und naturverträglicher, sauberer Energie beruht.

Diese großen Umstellungen brauchen Zeit, die wir nur dann haben, wenn wir unsere Zukunft nicht schon jetzt mit verfehlten Investitionen in ein veraltetes Energiesystem verbauen.

Mit freundlichen Grüßen,

Leonore Gewessler, Geschäftsführerin GLOBAL 2000
Abg. z NR Josef Muchitsch, Bundesvorsitzender Gewerkschaft BAU-HOLZ
Peter Püspök, Präsident Dachverband Erneuerbare Energie Österreich
Thomas Alge, Geschäftsführer ÖKOBÜRO – Allianz der Umweltbewegung
Gerald Pfiffinger, Geschäftsführer Umweltdachverband
Roman Türk, Präsident Naturschutzbund
Reinhold Christian, Präsident Forum Wissenschaft und Umwelt und Vorsitzender Umweltmanagment Austria
Hans Harrer, Vorstand des SENAT DER WIRTSCHAFT Österreich
Johannes Linhart, Geschäftsführer der KLIMA-ALLIANZ, Eine Initiative des SENAT DER WIRTSCHAFT Österreich.
Erwin Eder, Geschäftsführer HORIZONT3000
Markus Piringer, Leiter DIE UMWELTBERATUNG
Jakob Wieser, Geschäftsführer Dreikönigsaktion – Hilfswerk der Katholischen Jungschar
Thomas Grabner, Geschäftsführer, Südwind - Verein für Entwicklungspolitik und Globale Gerechtigkeit
Diana Leizinger, Geschäftsführerin Jane Goodall Institut – Austria
Carla Weinzierl, Obfrau von ATTAC Österreich
Hanna Simons, Stellvertretende Geschäftsführerin & Leiterin der Natur- und Umweltschutzabteilung, WWF Österreich
Hemma Opis-Pieber, Sprecherin der Konferenz der kirchlichen Umweltbeauftragten Österreichs
Martin Krenn, Sprecher Allianz Klimagerechtigkeit
Magdalena Heuwieser, Sprecherin Finance and Trade Watch
Stephan Neubauer, Obmann SOL - Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil
Laura Grossmann, System Change not Climate Change


1) Vgl. TU Wien (2018): Wärmezukunft 2050
2) https://www.omv.com/portal/01/com/omv/OMV_Group/sustainability/Code_of_Conduct/!ut/p/b0/04_Sj9CPykssy0xPLMnMz0vMAfGjzOLNDSxNjIwNjCz9jYJMDTyNfT1d3CzcjN2dDPSDU_P0C7IdFQFX0LW7/
3) „Principle 8: undertake initiatives to promote greater environmental responsibility“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /