© John R Perry
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VW: Der Tanker auf dem Weg in Richtung Zukunft

VW-Konzern baut Produktion von Elektroautos weltweit massiv aus - 16 Produktionsstandorte für E-Autos bis Ende 2022 - Kooperationen mit Batterieherstellern für Europa und China

Bei der Jahrespressekonferenz des VW-Konzerns in Berlin sagte Konzernchef Matthias Müller: „Bei uns ist viel in Bewegung gekommen. Der Tanker Volkswagen hat seine Richtung geändert. Kurs: Zukunft!“

Der Volkswagen Konzern setzt nun auf den Wandel zur Elektromobilität: Bis Ende 2022 sollen an 16 Standorten weltweit batterieelektrische Fahrzeuge produziert werden, so Matthias Müller, Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG. Aktuell werden im Konzern an drei Standorten E-Fahrzeuge produziert, bereits in zwei Jahren werden neun weitere Werke des Konzerns dafür gerüstet sein. Um für den massiven Ausbau die Batteriekapazitäten zu sichern, wurden bereits Partnerschaften mit Batterieherstellern für Europa und für China vereinbart. Die bisher beauftragten Umfänge belaufen sich auf ein Volumen von rund 20 Mrd. Euro. Verträge wurden bereits mit Lieferanten wie Samsung, LG Chem und Contemporary Amperex Technology Ltd. fixiert. Für Nordamerika steht die Lieferantenentscheidung kurz bevor. Insgesamt sollen um rund 50 Mrd. Euro Batterien von VW gekauft werden.


„Wir haben in den vergangenen Monaten alle Hebel in Bewegung gesetzt, um die ‚Roadmap E‘ zügig und entschlossen umzusetzen“, erklärte Konzernchef Müller in Berlin. Volkswagen hatte bereits im vergangenen Herbst mit seiner „Roadmap E“ angekündigt, bis zum Jahr 2025 bis zu drei Millionen E-Autos pro Jahr zu bauen und 80 neue elektrifizierte Konzernmodelle auf den Markt zu bringen. Zu den acht E-Autos und Plug-In-Hybriden, die der Konzern bereits im Programm hat, kommen schon im laufenden Jahr neun weitere neue Fahrzeuge hinzu - davon drei reine E-Fahrzeuge.

Vergangene Woche auf dem Autosalon in Genf wurden etwa der Audi e-tron, der Porsche Mission E und mit dem I.D. Vizzion ein weiteres Mitglied der Volkswagen I.D.-Familie vorgestellt. Ab 2019 soll es dann bei der E-Modelloffensive „fast im Monatsrhythmus“ weitergehen, so Müller: „Über alle Marken und Regionen hinweg wollen wir auf diese Weise schon in wenigen Jahren die weltweit größte Elektro-Flotte auf die Straße gebracht haben.“

Er betonte, dass dies jedoch nicht die Abkehr von konventionellen Antrieben bedeute.

Das Zukunftsthema „Digitalisierung“ treibt im Konzern ein eigener Vorstandsausschuss unter der Leitung von Konzernchef Müller voran. „Die Zukunft der Mobilität gewinnt langsam Konturen, genauso wie die künftige Gestalt des Volkswagen Konzerns“, so Müller. Bestes Beispiel dafür ist der SEDRIC, der die Potenziale des vollautonomen Fahrens erstmals gezeigt hat. Der im Konzern entworfene SEDRIC werde künftig „bei einer unserer Konzernmarken in Richtung Serie weiterentwickelt“, kündigte Müller an.

„Wir sind wieder in der Offensive – und wir werden es weiter bleiben“, betonte der Vorstandschef. Das gelte insbesondere für die Elektromobilität. „Mit der ‚Roadmap E‘ haben wir ein starkes Zeichen gesetzt, wie ernst wir es meinen“, so Müller.

Für den Wandel ist der Volkswagen Konzern finanziell gut gerüstet. Trotz hoher Milliardenabflüsse durch die Dieselkrise lag die Nettoliquidität Ende 2017 mit 22,4 Mrd. Euro weiter auf einem sehr soliden Niveau. Finanzvorstand Frank Witter: „Die Zahlen des Jahres 2017 belegen: Wir gestalten aktiv den Wandel unseres Unternehmens. Und wir werden auch 2018 nicht nachlassen.“ Der Finanzvorstand betonte in Berlin, wo die Jahrespressekonferenz erstmals im konzerneigenen DRIVE. Volkswagen Group Forum stattfand, dass das Ergebnis ein starkes operatives Geschäft im Konzern widerspiegelt.

Bei den Forschungs- und Entwicklungskosten standen 2017 neben neuen Modellen die Elektrifizierung des Fahrzeugportfolios, eine effizientere Motorenpalette sowie die Digitalisierung im Mittelpunkt.

Die Batteriepläne von Volkswagen sind vergleichbar mit den Batterieinvestments von Tesla, dort wurden im Vorjahr Verträge im Wert von 17,5 Milliarden US-Dollar (14,15 Mrd. Euro) sowie Verträge zur Lieferung von Batterien bis 2020 in einer Höhe von 15,4 Milliarden US-Dollar (12,45 Mrd. Euro) mit Panasonic unterschrieben.

Eines ist fix: Die Zukunft der Mobilität und im Speziellen der Entwicklung im Bereich E-Fahrzeuge wird spannend und kommt immer mehr auf Schiene. Speziell die Entwicklungen in China, dem größten Automarkt der Welt, bringen langsam aber sicher auch die ganz Großen der Branche zu einem Umdenken.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /