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Aschermittwoch: Welchen Fisch nun auf den Tisch?

WWF empfiehlt Fisch aus Österreich: Besser Bio-Fisch als leere Meere – WWF Fischratgeber mit Ampelsystem für Konsumenten

Wien - Der Heringsschmaus läutet traditionell die Fastenzeit ein. Wer angesichts überfischter Ozeane mit gutem Gewissen zu Fisch greifen möchte, dem empfiehlt der WWF: Forelle, Saibling oder Karpfen aus heimischen Gewässern sind erste Wahl. Fisch aus Österreich entlastet die Meere und ist hinsichtlich Frische, Qualität und kurzer Transportwege unschlagbar, sagt WWF-Meeresexperte Axel Hein. Konsumentinnen und Konsumenten empfiehlt der WWF zudem einen Blick in den WWF Fischratgeber, der online unter www.wwf.at/fischratgeber abrufbar ist. Ein einfaches Ampel-System unterstützt beim möglichst nachhaltigen Einkauf.

Fisch ist eine gesunde Delikatesse, sollte bewusst und nicht täglich konsumiert werden. Denn 90 Prozent der Meeres-Fischbestände sind überfischt oder bis an ihre Grenzen befischt. Zugleich importiert Österreich 95 Prozent des konsumierten Fischs – der Bedarf kann derzeit also nur zu fünf Prozent aus heimischer Produktion gedeckt werden, weshalb es auch internationale Alternativen braucht. „MSC-zertifizierte Produkte gewährleisten immerhin einen Mindeststandard und sind ganz klar konventionellen Produkten vorzuziehen“, betont Hein. Gleiches gilt für ASC-zertifizierte Zucht von Fisch und Meeresfrüchten – besonders beliebt sind Lachs oder Garnelen –, deren Zuchtkriterien die konventionelle Aquakultur schrittweise ökologisch und sozial nachhaltiger gestalten sollen.

Zugleich fordert der WWF von MSC höhere Standards und schärfere Kontrollen und hat seine Forderungen gegenüber MSC zuletzt im Jänner 2018 international eingebracht, um Verbesserungen voranzutreiben. Bei allem Reformbedarf bleibt MSC das weltweit strengste Wildfang-Siegel für Meeresfisch und ist bis heute alternativlos. „Denn vor allem jene 90 Prozent nicht-zertifizierte Fischereien sind es, die den größten Raubbau an unseren Meeren zu verantworen haben“, warnt Hein.

„Die Politik war und ist säumig, daher braucht es global anwendbare Richtlinien und Grenzwerte, um Produktionsbedingungen zu verbessern. Fischereiquoten, die auf wissenschaftlichen Kriterien basieren, elektronische Überwachung von Fischereiaktivitäten und eine lückenlose Umsetzung der Richtlinien der gemeinsamen Fischereipolitik sind das Gebot der Stunde. Je verbindlicher und ambitionierter, desto besser für Meere und Menschen“, bekräftigt WWF-Experte Hein. Schließlich sichert Fisch Einkommen und Nahrung von über 800 Millionen Menschen weltweit.

Fisch aus Österreich

Nunu Kaller, KonsumentInnensprecherin bei Greenpeace in Österreich:
„Fisch aus Österreich schmeckt nicht nur gut, sondern schont auch unsere Meere.“ Diese brauchen dringend Schutz, denn immer mehr Fanggebiete gelten als überfischt. „In Österreich wird zwar pro Kopf kaum mehr Fisch gegessen als noch vor sieben Jahren, doch wird aufgrund des Bevölkerungswachstums in Summe mehr Fisch gekauft“, betont Kaller. Fischimporte in Österreich haben laut Statistik Austria seit 2011 von etwas mehr als 65.000 Tonnen auf fast 73.000 Tonnen pro Jahr zugenommen – der Großteil davon stammt aus den Meeren.

Auch die mit dem Meeresfisch-Gütezeichen MSC markierten Fischprodukte bieten hier keine Lösung. Zwar wird bei MSC-zertifizierten Produkten der Zusatz „aus nachhaltiger Fischerei“ hinzugefügt, doch das kann das Gütezeichen, wie auch ein von Greenpeace unlängst veröffentlichter Report zeigt, nicht garantieren. „Die Standards von MSC ermöglichen beispielsweise Fischereien, die bisher nur einen Aktionsplan für Verbesserungen vorgelegt haben, ihre Produkte bereits mit dem verkaufsfördernden Siegel auszuzeichnen. Ein Fisch mit MSC-Logo ist somit nicht automatisch umweltschonender als ein konventionelles Produkt. Solange es so viele Schwächen in den MSC-Standards gibt, kann man dem MSC-Gütezeichen nicht vertrauen“, sagt Nunu Kaller. Erst diesen Jänner äußerten über 60 internationale Organisationen – darunter Greenpeace – in einem offenen Brief an den MSC Kritik an den schwachen Standards. Gemeinsam forderten sie den MSC auf, strengere Regeln einzuführen.

Wer ökologisch bewusst konsumieren, jedoch nicht ganz auf Fisch verzichten will, dem empfiehlt Greenpeace heimischen Fisch. Leider ist aufgrund von massivem Preisdruck von globaler Seite der Anteil an hochqualitativem Fisch aus Österreich in den heimischen Supermärkten sehr gering. Mehrere heimische Fischereibetriebe mussten in den vergangenen Monaten zusperren. „Durch die billigen Importe auf Kosten unserer Umwelt ist die Preisrealität für Fisch verloren gegangen. Sushi beispielsweise muss vom Fast Food wieder zu einer Spezialität werden“, betont Kaller, und rät abschließend: „Karpfen, Forelle oder Saibling aus heimischer Produktion sind eine schmackhafte und nachhaltige Alternative für den Aschermittwoch.“


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /