© oekonews/ Nachhaltigkeitsministerin Köstinger und Infrastrukturminister Hofer
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Klimaschutz: Eindeutig Handlungsbedarf

Köstinger und Hofer stellen Statusbericht zum Klimaschutz in Österreich vor - Treibhausgas-Bilanz 2016 zeigt Handlungsbedarf

Wien- Gestern stellten Nachhaltigkeitsministerin Elisabeth Köstinger und Infrastrukturminister Norbert Hofer den Statusbericht zum Klimaschutz in Österreich vor. Der Bericht evaluiert die Zahlen aus dem Jahr 2016 und gibt einen Überblick über die klimarelevanten Emissionen Österreichs.

Ministerin Köstinger meinte: "Diese Daten ein wichtiger Ausgangspunkt für die Arbeit der neuen Bundesregierung. Sie sind nicht besonders erfreulich, aber auch nicht ganz schlecht. Sie zeigen uns sehr deutlich, wo wir den größten Handlungsbedarf haben, wenn wir die Klimaziele für 2020 und 2030 erreichen wollen."

Gestiegen sind die Emissionen vor allem im Verkehrsbereich. "Wir werden daher bei der integrierten Klima- und Energiestrategie besonders Wert auf diesen Bereich legen", so Köstinger. Dies soll bis März 2018 erarbeitet werden, im April in Begutachtung gehen und noch im 1. Halbjahr 2018 vom Ministerrat beschlossen werden. Eine Zusammenarbeit mit Infrastrukturminister Norbert Hofer sei hier von großer Bedeutung, da er für den Verkehrsbereich zuständig sei. Jene Energie, die nicht verbraucht wird und eingespart werden kann, sei besonders effizient. Forciert werden soll der Ausbau von PV-Anlagen in Kombination mit Speichertechnologie, die thermische Sanierung soll vorangetrieben werden, und mehr erneuerbare Energie ist ebenfalls ein Ziel.

"Eine gute Wirtschaftslage, wie wir sie in den letzten Jahren hatten, bedeutet automatisch mehr Verkehr.Trotzdem müssen Anstrengungen unternommen werden, um die Klimaziele zu erreichen", so Infrastrukturminister Ing. Norbert Hofer. Im Rahmen der Klima- & Energiestrategie der Bundesregierung soll E-Mobilität in allen Facetten forciert werden, dies gilt auch für die öffentliche Beschaffung und die Mobilitätsflotte des Bundes. "Eine Studie des BMVIT sieht in der E-Mobilität bis 2030 das Potential für 33.900 Arbeitsplätze und eine zusätzliche Wertschöpfung in der Höhe von rund 3,1 Milliarden Euro. Im öffentlichen Verkehr wird mit 80.000 zusätzlichen Arbeitsplätzen gerechnet. Seitens des BMVIT wurden schon in den letzten vier Jahren mehr als 87,5 Millionen Euro in Forschungsprojekte für alternative Antriebe und Treibstoffe sowie zur Automatisierung des Verkehrs investiert. Langzeitziel ist bis zum Jahr 2050 ein weitgehend CO2-neutraler Verkehrssektor", so Hofer. Österreich will auch Vorreiter beim autonomen Fahren sein. Forciert werden soll E-Car-Sharing und E-Taxis, damit können mehr Menschen das andere Fahrgefühl von E-Mobilität testen. Außerdem kündigte Hofer ein eigene Maut für E-Fahrzeuge über 3,5 to an. Hofer meinte, mutige Maßnahmen seien nun nötig, um gerade im Verkehrsbereich die Emmissionen zu senken.

Die Digitalisierungsoffensive der Bundesregierung kann ebenfalls einen Beitrag zur Verhinderung und Minimierung von Verkehr leisten. Bundesminister Ing. Norbert Hofer: "Leistungsfähige Datenanbindung ist ein Standortkriterium für Wirtschaftsbetriebe. Durch eine flächendeckende Versorgung können sich Betriebe im ländlichen Raum ansiedeln, was Pendlerverkehr minimiert."

Die detaillierten Daten stellte Dr. Jürgen Schneider vom Umweltbundesamt vor. Die Treibhausgas-Emissionen in Österreich sind von 2015 auf 2016 um rd. 1 % gestiegen und liegen bei 79,7 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent, so die Treibhausgas-Bilanz des Umweltbundesamtes für das Jahr 2016. Das bedeutet um rd. 0,8 Mio. Tonnen mehr Emissionen als im Jahr 2015. In der Industrie und in der Energiegewinnung, die dem Emissionshandel zugerechnet werden, wurden zwar um 1,7 % weniger klimaschädliche Gase ausgestoßen. Die Bilanz in den nicht dem Emissionshandel unterliegenden Bereichen zeigt jedoch einen Anstieg um rd. 2,7 %. Ein Faktor für diese nachteilige Entwicklung ist das an sich erfreuliche Wirtschaftswachstum, das u. a. eine Steigerung der Nachfrage nach Gütertransport bewirkt. Verstärkt wird dieser Trend durch niedrige Preise für fossile Kraft- und Brennstoffe. Im Verkehrssektor führt dies 2016 zu einem deutlichen Anstieg der Emissionen um 4,2 %. Dazu kommt, dass auch im Gebäudesektor aufgrund eines witterungsbedingt höheren Heizbedarfs ein Anstieg der Emissionen um 2,7 % verzeichnet wird. Für die ExpertInnen des Umweltbundesamtes sind die aktuellen Zahlen ein deutliches Signal dafür, verstärkt Anreize und strukturelle Maßnahmen im Mobilitäts- und im Gebäudesektor zu setzen, die nachhaltige Effekte nach sich ziehen.

Ausblick auf die Klimaziele 2020 und 2030

Für die Jahre 2013 bis 2020 gelten in Österreich Höchstmengen für die Freisetzung von Treibhausgasen aus Verkehr, Gebäude, Landwirtschaft, Abfallwirtschaft und allen weiteren Quellen, die nicht im Emissionshandel geregelt sind. Wie bereits in den vergangenen Jahren (2013-2015) wurde das nationale Ziel auch 2016 unterschritten: Der Zielwert liegt bei 51 Mio. Tonnen, die tatsächlichen Emissionen dieser Sektoren bei rd. 50,6 Mio. Tonnen und damit um rund 0,4 Mio. Tonnen unter diesem Zielwert. In Summe hat Österreich damit 8,7 Mio. Tonnen als Gutschriften zur Verfügung, die in die Bilanz bis 2020 eingerechnet werden können. Nach Einschätzung der ExpertInnenorganisation ist aufgrund der aktuellen Daten allerdings nicht gesichert, dass die Klimaziele 2020 erreicht werden. "Von 2005 bis 2014 konnten wir einen Reduktionstrend verzeichnen, aber seither steigen die österreichischen Treibhausgas-Emissionen wieder an. Treiber dafür ist v.a. der Verkehrssektor, aber auch der fossile Energiebedarf zum Heizen. Anreize für Energiesparmaßnahmen und den Umstieg auf erneuerbare Energien sind zentrale Elemente, um die notwendige Energiewende voranzutreiben, " erklärt Jürgen Schneider, Klima-Experte des Umweltbundesamtes.

Weitreichende Maßnahmen zur Verminderung des Einsatzes fossiler Energie sind auch für die Energie- und Klimaziele 2030 unerlässlich. Bis dahin gilt in Österreich eine Emissionsreduktion von minus 36 % gegenüber 2005 für Emissionsquellen außerhalb des Emissionshandels.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /