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Viel zu hohe Stickstoffdioxid-Belastung in Österreich

Starker Lkw-Verkehr und hohe Zahl an Diesel-Pkw Hauptproblem - VCÖ: Gegen Luftverschmutzung durch Verkehr sind mehr Maßnahmen nötig

Wien - Die Luftverschmutzung mit Stickstoffdioxid ist vielerorts zu hoch, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse auf Basis der Luftgüteberichte der Bundesländer zeigt. Mit Ausnahme vom Burgenland und Niederösterreich wurde im Vorjahr bei Messstellen in allen Bundesländern der Stickstoffdioxid-Grenzwert zum Teil massiv überschritten. Alle Messstellen mit zu hoher Belastung befinden sich nahe stark befahrener Straßen. Hauptverursacher der Stickoxide sind Dieselabgase.

Vomp in Tirol, Wien Hietzinger Kai und Linz Römerbergtunnel sind jene drei Messstellen mit der höchsten Stickstoffdioxid-Belastung Österreichs, macht der VCÖ aufmerksam. Der Jahresgrenzwert für Stickstoffdioxid liegt bei 30 Mikrogramm plus 5 Mikrogramm Toleranzgrenze. Der Wert von 35 Mikrogramm wurde bei 17 Messstellen überschritten. "Alle Messstellen liegen in der Nähe stark befahrener Straßen. Hauptverursacher der gesundheitsschädlichen Stickoxide sind die Dieselabgase", so VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen.

Die durchschnittliche Jahresbelastung an der Messstelle Vomp in Tirol bei der A12 Inntalautobahn lag mit 54 Mikrogramm NO2 pro Kubikmeter Luft massiv über dem Jahresgrenzwert, ebenso in Wien beim Hietzinger Kai (47 Mikrogramm) und Linz Römerbergtunnel (46 Mikrogramm). Auch in der Stadt Salzburg, Hallein, Graz, Enns, Lustenau, Feldkirch, Klagenfurt, Kundl und an der A13 bei Gärberbach lag der Jahresmittelwert bei über 40 Mikrogramm pro Kubikmeter Luft, wie die VCÖ-Analyse zeigt. Anrainerinnen und Anrainer von Autobahnen und in den Städten die Bevölkerung entlang stärker befahrener Straßen sind einer starken Schadstoffbelastung ausgesetzt.

Stickstoffdioxid verursacht massive Gesundheitsschäden. Sie verursachen Atemwegserkrankungen, beeinträchtigen die Lungenfunktion und verstärken Allergien. Für Personen mit Asthma und für Kinder sind Stickoxide besonders schädlich. Zudem tragen Stickoxide zur Ozon- und auch Feinstaubbelastung bei. "Dieselabgase enthalten besonders große Mengen an Stickoxiden. Messungen infolge des Dieselskandals haben gezeigt, dass neue Diesel-Pkw beim Fahren ein Vielfaches an schädlichen Stickoxiden ausstoßen als im Labor ermittelt wurde. Viele Menschen bezahlen für Tricksereien und Manipulationen von Herstellern mit ihrer Gesundheit, auch weil Kontrollbehörden in den Herstellerstaaten versagt haben", erinnert VCÖ-Expertin Rasmussen. Das Umweltbundesamt hat vor kurzem festgestellt, dass die realen Stickoxid-Werte um ein Drittel höher sind als bisher angenommen wurde. So verursachen neue Diesel-Pkw laut Forschungsinstitut ICCT auf der Straße sogar doppelt so viele Stickoxide wie neue Lkw und Busse.

In Österreich gibt es bereits rund 2,8 Millionen Diesel-Pkw gibt, sieben Mal so viele wie noch im Jahr 1990. "Der Dieselboom hat Österreich den Klimazielen keinen Meter näher gebracht, aber große Probleme mit der Luftqualität beschert", stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. Die Gesundheitsschäden verursachen den Betroffenen Leid und Schmerzen, belasten das Gesundheitssystem und die Betriebe infolge vermehrter Krankenstände. Trotz des Wissens um die Gesundheitsschädlichkeit von Dieselabgasen wird Dieseltreibstoff nach wie vor steuerlich begünstigt. Die Mineralölsteuer ist in Österreich um 8,5 Cent pro Liter niedriger als auf Eurosuper.

Der VCÖ fordert zum Schutz der Gesundheit der Bevölkerung verstärkte Maßnahmen zur Verringerung des Kfz-Verkehrs. Gerade in den dicht besiedelten Ballungsräumen kann durch den stärkeren Ausbau des Öffentlichen Verkehrs aber auch der Radinfrastruktur viel Autoverkehr vermieden werden. Zudem braucht es Anreize für Fahrgemeinschaften. Obwohl Autos zunehmend breiter, schwerer und PS-stärker werden, fahren immer weniger Personen im Auto mit. Derzeit sitzen in Österreich im Schnitt in 100 Autos nur 116 Personen.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /