© Herbert Floigl
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Mister Bauerngolf

Herbert Floigl ist Held des Monats

© Bauerngolf - www.bauerngolf.at
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Wenn man anderen von Bauerngolf erzählt, erntet man zumindest ein paar Lacher. Und das ist auch gut so. Schon der Name, aber auch die Idee, mit Gummistiefeln auf Scheibtruhen und andere Bauerngeräte zu schießen, klingt ja zugegeben ziemlich lustig - und ist es auch. Erfunden hat diese unkonventionelle Sportart Herbert Floigl, der schon seit Jahrzehnten im NGO-Bereich aktiv ist.

oekonews: Bitte gib' uns einen Überblick über deine zahlreichen Projekte, die du initiiert hast?

Floigl: In den 70er Jahren habe ich mit Freunden eine "Freizeitinformation" gegründet. Jugendliche konnten anrufen, was sie in der Freizeit unternehmen können. Ursprünglich wurde die Initiative aus Spaß gegründet. Später kooperierten wir mit der Telefonseelsorge und der Jugendinfo der Stadt Wien. Die Initiative wurde zum Verein: GPC - Give People a Chance. Den gibt's heute noch. Ein Vereinslokal mit Sauna wurde eingerichtet - Fußballspiele und Wanderungen organisiert, Ehen gestiftet, Künstler-Förderungen aufgestellt etc. Auch eine Fitschigogerlweltmeisterschaft wurde organisiert, woraus ein eigener Verein entstanden ist (ÖVIC).

Mediales Interesse haben wir bekommen, als wir den ersten öffentlichen Bleistiftspitzer in Pinkafeld initiiert haben, inklusive Interviews auf Ö3, in der Kronen Zeitung und dem Kurier. Und dazu eine offizielle Bürgermeister-Eröffnung.
Seit dem Milleniumswechsel widme ich mein volles Engagement dem Bauerngolf.
(Anmerkung der Redaktion: Herbert Floigl hat, wieder Mal aus Bescheidenheit, einige Engagements weggelassen)

oekonews: Wie bist Du auf die Bauerngolf-Idee gekommen?

Floigl: Bauern haben immer meine Hochachtung für ihre Tätigkeit gehabt, und heute sind das im Speziellen die Biobauern. Im Rahmen meiner Tätigkeit beim Verein SOL (Menschen für Solidarität, Ökologie und Lebensstil) entstand die Idee, mit spielerischen Mitteln Mitweltphilosophie zu vermitteln. Aus einer praktischen Herausforderung, auf einem Biobauernhof spontan ein Spiel zu gestalten, habe ich vorhandene Gummistiefel und Scheibtruhen dafür verwendet und damit eine moderne, ökologische Form von Golf kreiert. Bauerngolf war geboren – und entwickelte sich zu einer Plattform für Jung und Alt, Stadt und Land. Es verbindet Spiel, Spaß und Sport mit Natur und sozialem Engagement. In diesem Sinne bringen wir auch soziale Qualität in die Bauerngolf-Turniere ein. Das gilt auch für meine Helfer, denn die sollen Spaß bei ihrem Engagement haben.

oekonews: Wie sieht die Bauerngolf-Zukunft aus?

Floigl: 2010 werden wir verstärkt Kooperationen pflegen – mit Menschen, Organisationen und Firmen, wie z.B. mit der Firma Sonnentor. Mit jenen, denen die Mitwelt ebenfalls am Herzen liegt.

oekonews: Wann hat dich dein Interesse für die Arbeit der Bauern gepackt?

Floigl: Aufgewachsen bin ich die ersten 9 Jahre in NÖ und hab' immer schon gern auf Bauernhöfen gearbeitet. Als Kind hab' ich mit Freude Erdäpfel ausgegraben, Mist geführt, Kraut gepflanzt, Dreschen geholfen, und als Erwachsener hat sich das fortgesetzt. Ich habe oft Urlaub auf Bauernhöfen gemacht und dabei mitgearbeitet. Das ist für mich ein schöner körperlicher Ausgleich, mein bestes Fitnesscenter.

oekonews: Was hat dich beim Bauerngolf frustriert?

Floigl: Die Vorurteile, die teilweise da sind: "Bauerngolf - Das kann nix Gescheites sein". Das hängt oft mit mangelndem Selbstbewusstsein und oberflächlichem Anpassungsglauben zusammen. Das wird aber Gott sei Dank weit übertroffen von den vielen Menschen, die ohne Vorurteile neugierig sind und erkennen, dass wir zum gemeinsamen persönlichen Spielen und Feiern einladen, und dass man mit uns wunderbar das Selbstvertrauen verbessern kann.

Ich habe mit Bauerngolf selber viel lernen dürfen, auch besonders bewusst abzuwägen zwischen sogenannten Fachmeinungen von Experten und dem eigenen Gefühl und Hausverstand. Mir ist es wichtig, dass ich mit dem Spiel das Kreative, das miteinander Lachen, sich gegenseitig helfen, verbinde.

oekonews: Woher nimmst du die Kraft für dein Engagement?

Floigl: Da bin ich von meiner Großmutter stark geprägt. Sie hat 5 Kinder gehabt und war immer sehr engagiert, fleissig und mutig. Von ihren Erzählungen hab' ich viel mitgenommen. Sie war überall geachtet, obwohl sie eine kleine zarte und arme Frau war. Sie war schon Sterbebegleiterin, bevor's den Beruf überhaupt offiziell gegeben hat. Das hat mir alles sehr imponiert.

Ich hab' dann einen Beruf gefunden, wo ich mein soziales Engagement gut einbringen konnte. Als Beamter, wo ich viel mit Leuten zu tun gehabt hab'.

oekonews: Hast du eine Weisheit/Botschaft, die du an unsere LeserInnen weitergeben möchtest?

Floigl: Einfach einfach leben. Im doppelten Sinne. Einfach leben im Sinne von reduziert und anderseits im Sinn vom "Leben/fühlen".

oekonews: Auf welche deiner Initiativen bist du besonders stolz?

Floigl: Meine größte Heldentat war die Rettung eines Baumes im Sichtfeld einer Multiple Sklerose Patientin. Der Baum sollte einem Parkplatz weichen. Die Dame hatte keinen anderen Kontakt zur Außenwelt, außer diesem Baum, an dem sie die Jahreszeiten, Wind und Wetter gesehen hat.

oekonews: Welche Wünsche hast du an die Politik?

Floigl: Steht klipp und klar zu Euren politischen Wurzeln. Politik machen - und nicht nach Meinungsumfragen hin- und herhüpfen.

oekonews: Wie gehst du mit deinen eigenen Ressourcen um, damit du auch auf dich selbst schaust, dass du nicht "aufgerieben" wirst?

Floigl: Da achte ich bewusst immer mehr darauf, bin dabei, es immer besser zu lernen. Es freut mich, dass ich in meinem Alter (62) noch dazu lerne. Mein wichtigstes Ziel ist Qualität vor Quantität zu setzen und die Hilfe guter Freunde und Menschen in meinem Umfeld gerne anzunehmen und zu genießen.

Linktipp

Die offizielle Bauerngolf-Homepage: www.bauerngolf.at


Artikel Online geschaltet von: / Lukas Pawek /