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200 Meter für alle!

03.02.2009

Autofreie Stadt: Günther Emberger, TU Wien, vermisst politische Fantasie

ja © Michael Sigmund
ja © Michael Sigmund
Hartnäckig verteidigen die Mehrheit der StadtbewohnerInnen das, was ihre Lebensqualität nachträglich beeinträchtigt: das eigene Auto vor der Tür und die Möglichkeit, es ständig zu benutzen. StadtplanerInnen haben längst erkannt, dass eine autolose Stadt eine vernünftige Alternative ist. Längst sind auch Modelle entwickelt, die auch AutofanatikerInnen überzeugen könnte. Die in Spanien lebende Austauschstudentin Maria Garcia Blasco hat auf der Technischen Universität Wien bei Günther Emberger eine Diplomarbeit geschrieben, die sich damit beschäftigt, wie ein Teil des Wiener Alsergrunds sich relativ einfach in einen lebenswerten, mehr oder weniger autofreien Stadtteil umwandeln ließe. Kurto Wendt hat Günther Emberger zu den Plänen interviewt.

Was war das Motiv für die Diplomarbeit und was war für Sie als Betreuer spannend an dem Thema?

Seit längerem beschäftigen wir uns am Institut für Verkehrsplanung mit dem Ziel, den Autoverkehr in der Stadt radikal zu reduzieren. Unser Ansatz, „die Äquidistanz„, würde die Gleichberechtigung zwischen allen Verkehrsformen (FußgängerInnen, RadfahrerInnen, Autos) herstellen und gleichzeitig den Wohnraum extrem verbessern. Frau Maria Garcia Blasco hat unseren Ansatz in ihrer Diplomarbeit systematisch für Gebiete des 9. Wiener Bezirks ausgearbeitet.

Wie funktioniert die „Äquidistanz„?

Eine Haltestelle von Öffis ist im Schnitt 200 Meter von den Wohnungen der Menschen entfernt. Der Autoparkplatz ist wie eine Haltestelle. Äquidistanz heißt in dem Fall, dass der Weg zum Auto ca. 200 Meter sein sollte. Wie U–Bahnstationen sollten in jedem Grätzel Tiefgaragen gebaut werden, in denen alle Autos der Umgebung abgestellt werden, nicht um zusätzliche Autos anzulocken, sondern um die bisher am Straßenrand parkenden Autos wegzukriegen. Auf allen Straßen herrscht Parkverbot, es gibt generelle Tempobeschränkung auf maximal 30 km/h, jeder darf natürlich liefern wohin er oder sie will, nur parken muss er oder sie in der Garage.

Ist das nicht ein Bündnis mit der Garagenlobby? Was sagen Sie den Leuten die, wie etwa die Bürgerinitiative im Bacherpark, erfolgreich gegen eine Tiefgarage gekämpft haben?

Ja es nützt auch der Garagenlobby, was mich in dem Fall nicht stören würde. Entscheidend ist, dass der unmittelbare Wohnraum extrem verbessert würde. Derzeitige Garagenprojekte erhöhen nur den Verkehr, weil sie keinen einzigen Parkplatz wegmachen. Ich bin überzeugt, wenn das ganze Grätzel um den Bacherpark autofrei wäre, hätte auch dort niemand was gegen die Tiefgarage.

Was soll mit dem freiwerdenden Platz passieren?

Man muss gar nicht alles exakt planen. Spätestens nach einem Jahr würden die freien Flächen von den BewohnerInnen multifunktional genutzt werden. Zum Beispiel Freizeitflächen, neue kleine Geschäfte, Greißlereien etc.

Greißlereien?

Ja. Schon 400 Leute, die regelmäßig in einem kleinen Laden einkaufen, können ihn rentabel machen. Und wenn man nicht ständig bedroht ist, die Straße kein Unort ist, kann man auch wieder täglich einkaufen, statt unsinnige Großeinkäufe in Supermärkte zu planen.

Was lässt Menschen in der Stadt so beharrlich an ihren Autos festhalten?

Es geht um die Energievermeidung, ein wahrscheinlich evolutionär verankertes Verhalten. So wie auch selbstverständlich der Lift genommen wird, auch wenn es kein Problem ist, in den zweiten oder dritten Stock zu Fuß zu gehen. Und wenn das Auto direkt vor der Tür steht, fährt man auch kleine Strecken damit. 50% aller mit dem Auto gefahrenen Strecken sind kürzer als 4 Kilometer. Das Thema ist sehr emotional. Mich hat eine ältere Frau am Telefon beschimpft, weil sie meint, wenn keine Autos mehr parken, türkische Jugendliche vor ihrem Fenster Fußball spielen würden, und das noch viel lauter wäre.

Und die Politik?

Die meisten sagen: „Gute Idee!„ aber mit der Wahlbevölkerung nicht umsetzbar. Ich glaube, dass ist eine doppelte Ausrede, schließlich gibt es kaum einEn PolitikerIn ohne eigenes Auto.

Wenn jetzt eine Volksabstimmung über autofreie Innenstadt wäre – wie würde die ausgehen?

Natürlich würde eine große Mehrheit dagegen sein, die Autos wegzukriegen, selbst diejenigen, die kein Auto haben, können sich eine Stadt ohne Autos schwer vorstellen

Wie würde dieselbe Abstimmung nach 2 Jahren Autofreiheit aussehen?

Positiv! Niemand würde sich den Lärm, den Gestank und die Gefahr vor der eigenen Haustür wieder herbeiwünschen.

Gibt es Städte die in ihrer Planung schon viel weiter sind als Wien?

Viele Städte sind weiter, aber niemand traut sich einen umfassenden Modellversuch zu starten. Zürich, München, einige niederländische oder skandinavische Städte machen Fortschritte, die autofreien Stadtteile gibt es aber auch dort nicht.

Was halten sie vom Prinzip „shared space„ in Großstädten?

Alles was den Autoverkehr bremst, ist ein Fortschritt. Fast alle Unfälle haben als Ursache den Geschwindigkeitsunterschied von VerkehrsteilnehmerInnen. Autos und Radfahrer, Radfahrer und Fußgänger, Autos und Fußgänger. Je langsamer der Verkehr, desto weniger Regeln braucht man und desto ungefährlicher ist es. 30 km/h ist in der Stadt das absolute Maximum, alles andere ist Wahnsinn.

Sind sie optimistisch?

Kurzfristig schaut es nicht gut aus, die meisten Beteiligten haben wenig Phantasie und Mut. Aber wir bleiben jedenfalls dran.
Mit Günther Emberger sprach Kurto Wendt
Lesen Sie dazu:
So ein Schrott!
Quelle: Augustin Nr. 245

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03.02.2009 | Gastautor*In: Kurto Wendt
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