Greenpeace: Umweltminister Rupprechter muss Abschaltung des Atommeilers Beznau erwirken
Weltweit ticken bis zu 50 ebenfalls vom Atomriesen AREVA belieferte, nukleare Zeitbomben
Die Umweltschutzorganisation Greenpeace fordert heute von Umweltminister Andrä Rupprechter, sich für die Abschaltung des grenznahen Schweizer Atomkraftwerks Beznau einzusetzen. Denn der älteste Atommeiler der Welt wurde mit Dampferzeugern von dem französischen Atomkonzern AREVA ausgestattet. AREVA wird vorgeworfen fehlerhafte AKW-Bauteile hergestellt zu haben. Die Mängel im verarbeiteten Stahl können bei den betroffenen Teilen zum Bersten des Materials führen. Insgesamt dürften bis zu 50 Atommeiler weltweit betroffen sein. Angesichts dieser Sicherheitsmängel dürfe Minister Rupprechter die atomare Gefahr nicht ignorieren und müsse sich für die Abschaltung des AKWs Beznau einsetzen, so Greenpeace.
"Potenziell ticken weltweit bis zu 50 nukleare Zeitbomben, darunter auch in Beznau, nur 100 Kilometer von der österreichischen Grenze entfernt", so Adam Pawloff, Energiesprecher von Greenpeace in Österreich. "Es ist völlig unverständlich warum der österreichische Umweltminister dazu schweigt." Mitte August hatte das Schweizer Nuklearsicherheitsinspektorat ENSI öffentlich bestätigt, dass sowohl das AKW Beznau I und II von AREVA beliefert wurden. Bislang behauptet ENSI der Atommeiler in der Schweiz sei von den Sicherheitsmängeln nicht betroffen. Eine schlüssige Begründung fehlt jedoch.
Insgesamt dürften bis zu 50 Atommeiler weltweit, 32 davon in Frankreich betroffen sein. Bereits im Juni hat der französische Regulator ASN die Untersuchung von 18 Atomkraftwerken angeordnet, die vom französischen Energieversorger EDF betriebenen werden. Die Reaktoren wurden von AREVA geliefert. Sieben der Reaktoren sind derzeit für Tests vom Netz. Am Dienstag wurde die Abschaltung fünf weitere AKWs beschlossen.
Erst Ende September hat Greenpeace einen Bericht veröffentlicht, der die gravierenden Mängel bei AKW-Bauteilen, die von AREVA hergestellt oder gebaut wurden, aufdeckt. Das Problem ist der Stahl, der für kritische Bauteile wie Reaktordruckbehälter oder Dampferzeuger eingesetzt wird: Statt sich bei der Produktion an die Norm zu halten, wurde ein wesentlich höherer Kohlenstoffanteil verwendet. Muss jedoch beispielsweise ein betroffener Reaktor gekühlt werden, sei es weil die Brennstäbe ausgetauscht werden sollen oder ein Test durchgeführt wird, können durch den erhöhten Kohlenstoffanteil im Stahl Risse entstehen. Diese Risse können im Extremfall bis zur Kernschmelze und zum atomaren Super-GAU führen. Dieses Risiko wird auch von den französischen Behörden eingeräumt.
"Das atomare Risiko für die Österreicherinnen und Österreicher, als auch für die gesamte Weltbevölkerung ist nicht von der Hand zu weisen", so Pawloff. "Der nuklearen Gefahr muss ein Riegel vorgeschoben werden. Andrä Rupprechter muss endlich aktiv werden und sicherstellen, dass seine Amtskollegin in der Schweiz das Atomkraftwerk sofort abschaltet, um die Sicherheit der österreichischen Bevölkerung zu gewährleisten", fordert Pawloff abschließend.
Eine Zusammenfassung des Greenpeace-Reports "Areva-Skandal: Riskante Anomalien bei französischem AKW-Stahl" in deutscher Sprache finden Sie unter: http://bit.ly/2dkaSY7
Den gesamten Report in englischer Sprache finden Sie hier
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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /