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Tschechien könnte mit Windkraft bis zu einem Drittel seiner Stromproduktion decken

Windkraftanlagen stellen in Tschechien derzeit nur 0,7% des gesamten Stroms her und der Bau neuer Anlagen hat praktisch aufgehört.

Der Grund ist ein Mangel an staatlicher Unterstützung für diese Energiequelle und der Widerstand von Seiten der Kreise (entsprechen etwa den österreichischen Bundesländern), von denen sich einige entschlossen haben, den Bau von Windkraftwerken, um jeden Preis zu verhindern.

Dies steht in einem grellen Kontrast zur Tatsache, dass im vergangenen Jahr in Europa fast die Hälfte aller neu installierten Leistungskapazitäten auf die Windenergie entfiel und diese damit deutlich ihren erneuerbaren Rivalen, die Photovoltaik, überholte.

Der Grund ist einfach: Binnenlandwindkraftanlagen sind die billigste Technologie mit dem größten Potenzial.

Eines der Argumente gegen die Nutzung des Windes in unserem Land ist die Behauptung, dass in der Tschechischen Republik der Wind zu schwach wehe. Dies wurde in der Vergangenheit bereits von einigen Studien in Frage gestellt. Die neueste, von der Kammer der erneuerbaren Energiequellen und dem Institut für Atmosphärenphysik der Akademie der Wissenschaften ausgearbeitet, vergleicht die tatsächlichen Nutzungsmöglichkeiten der Windenergie mit ihren Kosten.

Die Schlussfolgerung ist klar: bis 2050 kann die Windenergie die gleiche Menge Strom wie zwei von der Regierung geplante 1200 MW Atomreaktoren herstellen - aber 6x billiger.

Obwohl man die Windkraft nach internationalen Prognosen noch sechs bis neun Jahre fördern muss, wird der Strom aus Kernkraftwerken immer teurer und eine Änderung ist nicht in Sicht.

Bemerkenswert ist auch die Annahme, dass die Entwicklung des Windenergiepotentials in der Tschechischen Republik bis zu 23.000 Arbeitsplätze schaffen könnte. Wie bei den Pionierländern Deutschland, Dänemark, Italien und auch anderen Ländern zu sehen ist, stellt die Herstellung von Windturbinen einen starken Impuls für heimische Industrieunternehmen und den technischen Fortschritt dar.

Weltweit werden schon zum Beispiel Windräder für Hochhäuser in den Städten oder Hybrid-PV-Windenergieanlagen für Häuser geprüft. Vor nicht langer Zeit wurde sogar eine speziell konzipierte Windkraftanlage am Pariser Eiffelturm installiert.

Wenn jedoch Tschechien diesen Weg gehen sollte, müsste die Regierung das Ruder drastisch drehen. Man kann nicht dezentrale erneuerbare Energien entwickeln und zur gleichen Zeit ein Drittel der Produktionskapazitäten von Energie auf zwei neue Kernreaktoren konzentrieren, so wie es das kommende Energiekonzept plant.

Eine Korrektur verdient auch das geplante Gesetz über geförderte Energiequellen, wo der Wind gar nicht erwähnt wird und während dessen eine Unterstützung für die viel teure Biomasse vorgeschlagen wird.

Schließlich wird es auch davon abhängen, ob für die Windenergieentwicklung ein gesellschaftlicher Konsens entsteht. Auch hier handelt es sich aber nicht um ein unüberwindliches Hindernis.

Wie wir der aktuellen Umfrage der Agentur Focus entnehmen können, wollen zwei Drittel der Tschechen eine Energiewirtschaft, die auf Einsparungen beim Energieverbrauch basiert und auf erneuerbare Energien setzt. Wer weiß, vielleicht werden eines Tages auch die Stimmenverhältnisse in der Regierung diese Stimmung reflektieren.



Übersetzung ins Deutsche: Viktor Weinstein, Bernhard Riepl, www.sonneundfreiheit.eu

Übersetzung aus dem Tschechischen Original, veröffentlicht auf Rozhlas.cz
(http://www.rozhlas.cz/plus/nazory/_zprava/1477183)

GastautorIn: Jakub Siska für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /