© Schöberl & Pöll GmbH/ Das erste zertifizierte Büro-Passivhaus Chinas – in der Stadt Zhuozhou nahe Beijing
© Schöberl & Pöll GmbH/ Das erste zertifizierte Büro-Passivhaus Chinas – in der Stadt Zhuozhou nahe Beijing

Fenster-Hersteller bezieht das erste zertifizierte Büro-Passivhaus in China

Monitoring prüft Verbrauch / Akteure vor Ort setzen zunehmend auf Energieeffizienz

Darmstadt/Wien/Zhuozhou. Ein weiterer Meilenstein für die Passivhaus-Entwicklung im Wachstumsmarkt China ist erreicht: In der Stadt Zhuozhou wurde das erste Bürogebäude in dem hoch energieeffizienten Standard zertifiziert. Bauherr und Nutzer ist das Unternehmen Hebei Xinhua Curtain Wall Co. Ltd., das in Lizenz hochwertige Passivhaus-Fenster für die Bauwirtschaft vor Ort herstellen wird. Die tatsächlichen Energieverbrauchswerte am neuen Firmensitz werden mit einem Monitoring überprüft. Das energetische Konzept für das Gebäude entstand in enger Abstimmung mit Experten aus Europa. Umgesetzt wurde das Projekt aber wesentlich von chinesischen Akteuren und mit Einsatz lokaler Materialien – dies zeigt, wie sehr sich die Wirtschaft in dem Land bereits auf das Bauen nach Passivhaus-Standard eingestellt hat.

"Das Projekt in Zhuozhou ist ein gutes Beispiel für erfolgreichen Wissenstransfer. Erfahrene Passivhaus-Planer aus Europa sind auch in China gefragt. Gleichzeitig helfen sie, vor Ort die notwendigen Strukturen aufzubauen", sagt Prof. Dr. Wolfgang Feist, Leiter des Passivhaus Instituts, der das Gebäude-Zertifikat bei einem Besuch Ende Juni persönlich überreichte. "Mit dem richtigen Fachwissen vor Ort und mit regional verfügbaren Komponenten kann und wird die Passivhaus-Entwicklung in China noch weiteren Schwung aufnehmen."

Bei dem aktuellen Neubau im nahe Beijing gelegenen Zhuozhou war die kontinuierliche Betreuung und Begleitung auf der Baustelle durch das Wiener Bauphysikbüro Schöberl & Pöll GmbH für das Erreichen des Passivhaus-Standards entscheidend. Gemeinsam mit dem Passivhaus Institut kümmern sich die Österreicher ab sofort auch um das Monitoring. Auftraggeber ist dabei das österreichische Bundesministerium für Verkehr, Innovation und Technologie (BMVIT). Die Ergebnisse der Messungen werden aber ebenso von offizieller Seite in China mit Interesse erwartet – denn das Gebäude wurde von der chinesischen Regierung als landesweites Passivhaus-Pilotprojekt für den Bürobau ausgewählt.

Entsprechend prominent war die Feier zur Zertifikatsübergabe besucht: Neben Vertretern der Provinz Hebei und des Bürgermeisters von Zhuozhou waren auch verantwortliche Beamte des nationalen Wohnbauministeriums (Mohurd) unter den Gästen. Bereits im März wurde das Passivhaus anlässlich eines Staatsbesuchs des österreichischen Bundespräsidenten Heinz Fischer sowie des Umweltministers Andrä Rupprechter mit einem "Austrian Green Building Star" gewürdigt – eine Auszeichnung, mit der österreichische Qualität beim Bauen international hervorgehoben werden soll.

In den Industrienationen fließt mehr als ein Drittel der gesamten verbrauchten Energie in den Betrieb von Gebäuden. Mit Passivhaus-Technik kann dieser Verbrauch um rund 90 Prozent reduziert werden. In keinem anderen Land wird derzeit so viel gebaut wie in China. Für den globalen Klimaschutz ist es daher von großer Bedeutung, dass gerade auch im chinesischen Bausektor der Trend in Richtung mehr Nachhaltigkeit und Energieeffizienz geht.

GastautorIn: Benjamin Wünsch für oekonews.
Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /