© Stadt Graz / Vorstellung des neuen Fernwärmekonzepts in Graz
© Stadt Graz / Vorstellung des neuen Fernwärmekonzepts in Graz

Graz: Eigene Fernwärme statt Abwärme aus kalorischem Kraftwerk Mellach

Ein Jahr lang haben im Rahmen einer Arbeitsgruppe mehr als 200 ExpertInnen im Projekt „Wärme 2020/2030" zusammen gearbeitet. Nun wurde der Schlussbericht präsentiert.

Graz- Der drohende Ausstieg des Verbundes und damit der Wegfall des Bezugs von Abwärme aus dem kalorischen Kraftwerk Mellach im Süden der Landeshauptstadt, machte eine dringende Suche nach Alternativen notwendig und führte zu einem Schulterschluss von Stadt und Land, gemeinsam strategisch die Energiezukunft des Großraums Graz zu planen.

Eine Arbeitsgruppe unter der Leitung von DI Dr. Werner Prutsch (Umweltamt) wurde eingerichtet und hat von Februar bis Dezember 2014 verschiedene Optionen für die Bereitstellung von Wärme für Graz analysiert sowie auf ihre Umsetzbarkeit hin geprüft. Dabei waren mehr als 200 ExpertInnen interdisziplinär und überregional in neun Workshops tätig.

Das Ergebnis wurde gestern bei einer gemeinsamen Pressekonferenz von Stadt Graz, Holding Graz, Energie Steiermark und Energie Graz, zu der Bürgermeister Mag. Siegfried Nagl und Umweltstadträtin Lisa Rücker einluden, präsentiert - mit einer klaren Botschaft: ‘Die Fernwärmeversorgung ist in Zukunft sichergestellt."

Was die Zahlen auf der Rechnung betreffe, so betonte Bürgermeister Nagl: ‘Der Preis für Fernwärme liegt immer unter dem Preis von Öl und Gas und blieb über die Jahre konstant. Er ist übrigens auch der einzige, der vom Land Steiermark geregelt wird."

Umweltstadträtin Lisa Rücker zeigte sich über den Schlussbericht zufrieden: ‘Es ist uns gelungen, unterschiedlichste ExpertInnen an einen Tisch zu bringen und die Diskussion zu versachlichen." Die günstigste Energie, so Rücker, sei aber immer noch jene, die man einspare. Und am eingeschlagenen Kurs, das Fernwärmenetz auszubreiten, wird festgehalten. Ein Blick zurück bestätigt den Erfolg: 2006 waren 27 Prozent der Haushalte damit vorsorgt, heute sind es 40 Prozent.

Vorerst wird man zwar nicht ohne Erdgas auskommen, aber geplant ist der Bau eines Biomasse-Kraftwerks in Graz-Umgebung sowie der Ausbau der solaren Deckung.

Nächster Schritt für Österreich ohne Kohlestrom ist gemacht - langfristige Strategie zum Ausstieg aus fossiler Energie gefordert

Graz wird ab 2020 ohne Fernwärme vom Standort Mellach beliefert, wo derzeit ein Gaskraftwerk und ein Kohlekraftwerk (beide von Verbund) laufen. Das bedeutet auch, dass der Weg frei ist, um das bestehende Kohlekraftwerk spätestens im Jahr 2020 abzuschalten. "Es ist begrüßenswert, dass damit der nächste Schritt zu einem kohlestromfreien Österreich gemacht wurde. Der Verbund ist jetzt aufgefordert, nicht länger als notwendig an der klima- und gesundheitsschädlichen Verbrennung von Kohle festzuhalten. Denn der Verbund ist nun nicht mehr gezwungen, Fernwärme in Graz mit Kohle zu gewinnen. Zusätzlich braucht es eine langfristige Strategie, wie Österreich vollständig aus fossiler Energie aussteigen kann", so Johannes Wahlmüller, Klima- und Energiesprecher der österreichischen Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000.

Die Umweltschutzorganisation hatte im Vorfeld bereits mehrfach den Ausstieg aus der Kohleverstromung in Österreich und speziell in Mellach eingefordert und erhofft sich davon nicht nur Verbesserungen der CO2-Bilanz sondern auch positive gesundheitliche Auswirkungen. Im Durchschnitt wurden durch das Kohlekraftwerk Mellach 1,1 Millionen Tonnen CO2 pro Jahr emittiert. Eine Studie von GLOBAL 2000 und der Health and Environment Alliance hatte zudem in einer Modellrechnung gezeigt, dass die Kohleverbrennung in Österreich (inkl. Stahlerzeugung) zu 120 vorzeitigen Todesfällen, 21.600 zusätzlichen Asthmaanfällen und gesellschaftlichen Folgekosten von 192 Mio. Euro führt.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /