© Passivhausinstitut/ Passivhausschule Baesweiler/D
© Passivhausinstitut/ Passivhausschule Baesweiler/D

Eine Million zertifizierte "Passivhaus-Quadratmeter"!

Vorteile des energieeffizienten Bau-Standards werden inzwischen weltweit genutzt

Darmstadt - Bauherren in aller Welt setzen zunehmend auf das Passivhaus: Bei der internationalen Zertifizierung nach dem hoch energieeffizienten Standard ist in diesem Herbst die Zahl von einer Million Quadratmetern erreicht worden. Die symbolische Schwelle wurde mit einem Einfamilienhaus in Santa Cruz in Kalifornien überschritten. Knapp 25 Jahre nach dem Bau eines Prototyps in Darmstadt profitieren zehntausende Mieter und Hausbesitzer heute von den niedrigen Heizkosten und dem hohen Komfort des Passivhauses – und zwar auf fast allen Kontinenten und in fast jeder Klimazone.

Bei dem mit einem "Sonderzertifikat" geehrten Gebäude in Kalifornien handelt es sich um eine Sanierung – unter Beibehaltung der äußeren Erscheinung verwandelten die Hausbesitzer einen etwa 90 Jahre alten Bungalow in ein zukunftsorientiertes Vorzeigeprojekt. Über technische Details der Renovierung und die Entwicklung des eigenen Energieverbrauchs berichteten sie regelmäßig in einem Blog.

Über ein vom Passivhaus Institut ausgestelltes Zertifikat verfügen derzeit knapp über 10.000 Wohneinheiten. Die Zahl der Passivhäuser insgesamt ist noch deutlich höher, da es sich um einen "offenen" Standard handelt, gibt es diesbezüglich allerdings keine gesicherten Statistiken. "Prinzipiell kann jeder ein Passivhaus bauen", sagt Zeno Bastian, der am Passivhaus Institut die Gebäudezertifizierung leitet. Wichtig sei das Einhalten der klar definierten Kriterien zum Energieverbrauch. Wie diese erreicht würden, hänge vom Klima ab – in Mitteleuropa seien die wichtigsten Maßnahmen eine wärmebrückenfreie Konstruktion, eine luftdichte Gebäudehülle, eine Lüftung mit Wärmerückgewinnung, eine ausgezeichnete Wärmedämmung und dreifach verglaste Fenster. "Die Zertifizierung dient vor allem der Qualitätssicherung", sagt Bastian. "Mit dem international anerkannten Siegel haben Bauherren und Mieter die Gewissheit, dass die erhofften Einsparungen bei den Heizkosten am Ende auch erreicht werden."

Bezüglich der architektonischen Gestaltung gibt es beim Passivhaus-Standard keine Vorgaben. Das Prinzip funktioniert zudem bei jeder Nutzungsart. Entsprechend groß ist die Vielfalt der realisierten Projekte. Das bisher größte zertifizierte Passivhaus ist mit fast 21.000 Quadratmetern Nutzfläche ein Büroturm in Wien. Als bisher kleinstes Passivhaus wurde Ende November ein nur elf Quadratmeter großes Gebäude in der Nähe von Rennes in Frankreich zertifiziert. Die meisten Passivhäuser stehen in Mitteleuropa. Aber auch in anderen Teilen der Welt wird zunehmend nach dem Prinzip gebaut: Neben zahlreichen Gebäuden in Nordamerika und Ostasien sowie Pilotprojekten in Süd- und Mittelamerika wurde Anfang November das erste Projekt in Australien zertifiziert.

Vor allem in Europa dürfte sich die Verbreitung von Passivhäusern in den kommenden Jahren noch deutlich beschleunigen. Mit der Gebäuderichtlinie der EU wird ab 2021 das sogenannte "Nearly Zero-Energy Building" zur Norm. Erreicht wird diese etwa durch eine Kombination des Passivhauses mit der Nutzung erneuerbarer Energien. Mit Heizkosten-Einsparungen von bis zu 90 Prozent ist der Bau-Standard nicht nur eine sinnvolle Lösung für Energiewende und Klimaschutz. Für Bauherren ist er vor allem wirtschaftlich attraktiv.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /