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Österreich verteidigt Spitzenplatz im EU-Ökologievergleich: Rang 2 gemeinsam mit Schweden hinter Deutschland

WKÖ: Lösung globaler Ressourcen- und Umweltprobleme erfordert weltweite Abstimmung - Überdehnung von EU-Alleingängen schadet mehr als sie nützt

Erneut belegt Österreich, wie schon in den Jahren 2006, 2008 und 2010, einen Spitzenplatz im ökologischen Rankingvergleich innerhalb der Mitgliedstaaten der Europäischen Union. Ex aequo mit Dauerkonkurrent Schweden gewinnt Österreich im Vergleich des ökologischen Status Quo die Silbermedaille. Die Goldmedaille geht diesmal an Deutschland. Die Slowakei, seit 2008 vorne mit dabei, stürzte von Position 2 auf 12 ab.

Grundlage dieses "Super-Rankings" sind aktuelle Ökologievergleiche unterschiedlicher Organisationen:

- Environmental Performance Index 2014 zweier amerikanischer Universitäten (Yale und Columbia), - Nachhaltigkeitsranking für Staaten 2013 der Zürcher Kantonalbank - "Ökologischer Fußabdruck", basierend auf Daten des Global Footprint Network, veröffentlicht im Living Planet Report 2012 des WWF - Nachhaltigkeitskontest 2013 der WKÖ

Gelistet sind 2014 erstmals 25 statt 19 EU-Mitgliedstaaten, weil das Ranking der Zürcher Kantonalbank, das bisher auf die OECD-Staaten beschränkt war, seinen Länderkanon erweiterte - von der EU-28 fehlen nur noch Malta, Zypern und Kroatien.

Alle diese Reihungen - mit Ausnahme des "ökologischen Fußabdruckes" - basieren auf einer Vielzahl von Indikatorenbündeln aus unterschiedlichen Umweltbereichen. Durch die Mischung der vier Rankings werden Verzerrungen durch spezifische Ausrichtungen und Gewichtungen der Einzelrankings weitgehend ausgeglichen, womit für die bestmögliche Abbildung der Realität gesorgt wird.

"Österreichs Spitzenplatzierung ist breit abgestützt und im Zeitablauf erstaunlich stabil. Seit 2002 macht die WKÖ Rankings bzw. Rankingvergleiche, und Österreich landet immer in den Medaillenrängen", freut sich der Leiter der Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik der WKÖ, Stephan Schwarzer. "Von einem Abrutschen Österreichs kann keine Rede sein, in der Gesamtwertung ergibt das Stärken-Schwächen-Profil Österreichs unter den bewerteten Mitgliedstaaten - trotz dem Ausreißer "ökologischer Fußabdruck" - die hervorragende Platzziffer 7,25."



Österreich verdankt dieses Ergebnis einerseits der Top-Performance in einigen Wertungen wie dem hohen Anteil der erneuerbaren Energiequellen am Energieverbrauch, der fortgeschrittenen Energieeffizienz, dem breit ausgerollten Umweltmanagement, einem hohen Recyclingniveau und dem starken Gewicht des biologischen Landbaus, andererseits der soliden Performance in den meisten anderen Disziplinen. Schwächen bei den Distance-to target-Wertungen im Klimaschutz - hier wirkt noch die Verfehlung des Kyoto-Ziels nach - und bei den Stickoxidemissionen verhindern den Griff nach der Goldmedaille.

Beim Vergleich der "ökologischen Fußabdrücke" schneidet Österreich als Industrieland naturgemäß weniger gut ab. Hier sind weniger wohlhabende Nationen vorne zu finden. Allerdings: Verglichen mit Ländern mit ähnlichem Bruttoinlandsprodukt, ist Österreich auch da gut positioniert.

Bunte Rankingvielfalt

Trotz unterschiedlicher Bewertungskonzepte sind die Spitzenpositionen des Trios Deutschland, Österreich und Schweden erstaunlich stabil. Seit dem ersten "Superranking" aus 2006 wechseln sich diese Länder in der Führung ab. Der anhaltende Erfolg Österreichs im Bereich des Umweltschutzes liegt einerseits in den hohen Umweltinvestitionen der Wirtschaft und der öffentlichen Hand über einen langen Zeitraum, andererseits in der stark entwickelten Kompetenz der Betriebe im Bereich Umweltmanagement begründet.

Harmonisierung in Europa auf hohem Niveau noch lang nicht abgeschlossen

Neben dem guten Abschneiden Österreichs ist die zweite erfreuliche Nachricht, dass sich in einzelnen Umweltbereichen das Gefälle zwischen Vorreitern und Nachzüglern langfristig verflacht, denn auch die neuen Mitgliedstaaten machen konstant gute Fortschritte. Dies ist auch ein Verdienst der fortschreitenden Harmonisierung der Umweltpolitik auf europäischer Ebene. "Nach wie vor besteht aber ein erheblicher Aufholbedarf einiger Mitgliedstaaten. Diesen Aufholprozess zu unterstützen wir nicht, indem wir die schon jetzt ambitionierten Zielvorgaben noch weiter hochzuschrauben", unterstreicht Schwarzer.

Angesichts der in den letzten Jahren wachsenden Konkurrenz zwischen den Wirtschaftsräumen ist das Bewusstsein um die Bedeutung der Qualität des Wirtschaftsstandorts gewachsen. Die künftigen Umwelt- und Ressourcenprobleme verlangen immer mehr nach Antworten auf globaler Ebene. Die Vorstellung, dass ein Land oder Wirtschaftsraum allein solche Probleme erfolgreich angehen kann, ist blauäugig, meint Schwarzer. Immer wichtiger ist es, ein hohes Schutzniveau schrittweise gemeinsam mit den anderen Wirtschaftsräumen zu erreichen.

Schwarzer: "Umweltrechtliche Vorschriften tragen zur guten ökologischen Performance bei. Wir sind aber an einem Punkt angelangt, wo weiteres Vorreiten den Bogen leicht überspannen kann. Eine Überdehnung der Vorreiterrolle der EU durch undurchführbare Reduktionsziele führt zur schleichenden Verlagerung bisheriger Vorzeigeindustrien in weniger umweltbewusste Wirtschaftsräume, schwächen die wirtschaftliche Potenz des Umweltschutzvorreiters Europas und bewirken per saldo eher eine Umweltverschlechterung als eine Umweltverbesserung. Hier massive Arbeitsplatzverluste in Kauf zu nehmen, ist strikt abzulehnen".

Zunehmend beunruhigend ist, dass die Investitionsneigung in Europa einschließlich Österreich sehr verhalten ist, die Investitionen in Anlagegüter haben zuletzt europaweit nicht einmal das Vorkrisenniveau erreicht. Hier scheint eine globale Verschiebung von Investitionsflüssen weg von Europa stattzufinden.

Investitionsbarrieren aufgrund überbordender und unberechenbarer rechtlicher Rahmenbedingungen spielen dabei ebenfalls eine Rolle. "Um auf den Wachstumskurs zurückzufinden, der letztlich der beste Rückenwind für die Umwelt- und Ressourcenschonung ist, muss Europa seine eigenen Politiken harmonisieren, die sich jetzt in die Quere kommen", fordert der WKÖ-Experte.

Technologien und qualifizierte Mitarbeiter sind Schlüssel für Erfolg

Die derzeitige Energiewende eröffnet auch österreichischen Betrieben beachtliche Wachstumschancen. Klimaschutz und die Verringerung des Energie- und Rohstoffverbrauchs sind nicht nur Herausforderungen, sondern auch Märkte von morgen. Wir können sie am besten nutzen, wenn Österreichs Betriebe über exzellent qualifizierte Mitarbeiter und ein hohes Innovationspotenzial verfügen. Ressourceneffiziente wirtschaftliche Technologien werden weltweit gefragt sein. Österreich hat eine lange Tradition und eine hohe technische Kompetenz im Bereich modernster Umwelttechnik. Hier kann Österreich auch eigenständig viel Positives bewirken, beginnend damit, bestehende Barrieren abzubauen. Die Qualifikation von Energiemanagern, die Verbreitung vorhandener Einspartechnologien durch Berater sowie die Förderung der freiwilligen Anwendung von Energiemanagementsystemen sind Beispiele dafür.

Diese Technologieführerschaften gilt es zu festigen. Wer hier die Nase vorn hat, wird in Zukunft sowohl bei den ökonomischen als auch bei den ökologischen Rankings Spitzenplätze belegen", so Schwarzer.

Quelle Wirtschaftskammer Österreich Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /