© Julia Baier  und Stefan Diefenbach-Trommer
© Julia Baier und Stefan Diefenbach-Trommer

Anti-Atom-Aktivisten protestieren gegen Gronauer Uranfabrik

Internationale Urankonferenz in Münster startet

Münster- Anti-Atom-AktivistInnen von ROBIN WOOD und aus dem Münsterland protestieren gestern Vormittag in Münster gegen den Betrieb der Urananreicherungsanlage in Gronau und die damit verbundenen Atomtransporte in alle Welt. Die AtomkraftgegnerInnen erkletterten mehrere Gebäude rund um den Hauptbahnhof und forderten auf Transparenten und Flyern die sofortige Stilllegung der Gronauer Atomfabrik. Heute findet in Münster eine internationale Urankonferenz statt. Sie wird von einem Trägerkreis organisiert, zu dem ROBIN WOOD, IPPNW, Aktionsbündnis Münsterland gegen Atomanlagen, Münsteraner Studierendenvertretungen und zahlreiche andere Verbände gehören. Auf der Konferenz sollen Strategien zur Auflösung der Uranindustrie sowie zur Stilllegung von Uranminen und -fabriken beraten werden.

Im Brennpunkt steht die Atomfabrik in Gronau, die Atomkraftwerke weltweit mit angereichertem Uran versorgt. Dadurch trägt sie zu den atomaren Risiken bis hin zum Super-GAU in aller Welt bei. Auch die japanische Firma Tepco wurde mit angereichertem Uran aus Gronau versorgt. Während hierzulande nach der Atom-Katastrophe von Fukushima zumindest einige AKW stillgelegt und die Laufzeit der verbleibenden neun Reaktoren langfristig begrenzt wurde, wurde die Atomfabrik in Gronau ausgebaut und hat die Lizenz zum unbefristeten Weiterbetrieb.

Die Uranfabrik gehört der Urenco-Gruppe, an der die Atomkonzerne E.on und RWE zu einem Drittel beteiligt sind. Auf dem Betriebsgelände lagern Tausende Behälter mit Uranhexafluorid unter freiem Himmel. Laut Angaben eines Urenco-Sprechers gegenüber dem WDR würden diese Behälter einem Brand lediglich eine halbe Stunde standhalten. Uranhexafluorid ist radioaktiv und hochgiftig. In Verbindung mit Wasser entsteht zudem aggressive Flusssäure, die zu schweren Verätzungen, oftmals mit Todesfolge, führt.

Mit dem Betrieb der UAA Gronau sind zahlreiche gefährliche Atomtransporte verbunden. Ein Großteil dieser Transporte unterliegt nicht einmal der Überwachung durch das Bundesamt für Strahlenschutz. Die Transportstrecken werden geheim gehalten.

Außerdem entstehen durch die UAA Gronau große Mengen Atommüll, dessen Beseitigung ungeklärt ist. Pro Tonne angereichertem Uran fallen rund fünf Tonnen abgereichertes Uran an. Geplant war zunächst, diesen atomaren Müll ins Lager Schacht Konrad zu verfrachten. Das ist aber aufgrund der Genehmigungslage in Schacht Konrad nicht möglich. Nun wird über eine spätere Lagerung in Gorleben spekuliert, obwohl der dortige Salzstock als atomares Endlager ungeeignet ist.

Die rot-grüne NRW-Landesregierung als zuständige Atomaufsicht hat nach Fukushima betont, die UAA einer vorgezogenen Sicherheitsüberprüfung zu unterziehen. Erste Unterlagen reichte Urenco aber erst zum Jahreswechsel ein. Ergebnisse liegen somit auch fast ein Jahr nach Fukushima noch nicht vor. ‘Die Untersuchungen dienen dazu, eine längst überfällige Entscheidung hinaus zu zögern und Handlungsfähigkeit vorzutäuschen’, sagt Hans Kurth von ROBIN WOOD. ‘Notwendig ist ein sofortiger Atomausstieg, und das heißt: Alle Atomanlagen müssen dicht gemacht werden - auch die Urananreicherungsanlage in Gronau!’


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /