Offener Brief zum Thema Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am CERN

von Rechtsanwalt Olaf Möhring, Mönchengladbach an BM Schavan in Bonn

Bundesministerium für Bildung und Forschung
Frau Bundesministerin Dr. Annette Schavan
Heinemannstr. 2
53175 Bonn

Datum:
Aktenzeichen:
Dokument-Nr.:
15.02.2011
00491/08 Moe / AVR
807431198.1
Schröter, Gabriele ./. Bundesrepublik Deutschland (LHC/CERN)
Sehr geehrte Frau Dr. Schavan,
bekanntlich vertreten wir Frau Gabriele Schröter, CH-8047 Zürich, in dem Prozessverfahren betreffend den Teilchenbeschleuniger Large Hadron Collider (LHC) am CERN.

Wie Ihnen bekannt sein dürfte, hat am 27. Januar vor dem Verwaltungsgericht Köln die Hauptsacheverhandlung stattgefunden, an welcher Sie bedauerlicherweise nicht persönlich teilgenommen haben.
Zwar ist entsprechend den Vorgaben der Eilentscheidung des Bundesverfassungsgerichts klageabweisendes Urteil ergangen, wogegen wir Rechtsmittel einlegen werden.
Ungeachtet der Klageabweisung aber hat das Gericht Ihnen, Frau Ministerin, nahegelegt, eine Sicherheitskonferenz einzuberufen, wie sie von LHC-kritischen Fachwissenschaftlern wie Prof. Otto Rössler, Tübingen, seit Jahren gefordert wird.
Auch international anerkannte Risikoforscher wie Toby Ord, Rafaela Hillerbrand und Anders Sandberg, alle Universität Oxford, sowie Dr. Mark Leggett, Griffith Universität Brisbane, sehen angesichts potentiell katastrophaler, in der Sicherheitsbegutachtung von CERN/LSAG selbst diskutierter Gefahrszenarien dringenden weiteren Klärungsbedarf vor Durchführung der Experimente.


Der Vorsitzende Richter Niemeyer gab insoweit zu Protokoll:
‘Das Gericht gibt seiner Meinung Ausdruck, dass es möglich sein sollte, die unterschiedlichen Sicherheitsaspekte, die auch Gegenstand der beiden Sicherheitsberichte aus den Jahren 2003 und 2008 waren, im Rahmen einer `Sicherheitskonferenz` diskutieren zu lassen’, siehe Seite 7 Absatz 4 des Ihnen vorliegenden Sitzungsprotokolls.
Außerhalb des Protokolls legte der Richter sogar noch gegenüber Ihrem Sitzungsvertreter, Herrn Regierungsrat Paplocki, nach: ‘Sagen Sie das Ihrer Frau Ministerin auch mal.’ Wir unterstellen, dass Herr Paplocki diesem
Nachdruck entsprochen hat und Sie somit im Bilde sind. Mit dem Gericht wollen auch unsere Mandantin und wir an Sie appellieren, diese
Sicherheitskonferenz nunmehr schnellstmöglich einzuberufen.
Wir weisen vorsorglich darauf hin, dass eine Durchführung der Konferenz ohne Teilnahme der kritischen Fachwissenschaftler ihren Zweck verfehlen würde, insbesondere das Vorsorgeprinzip missachten würde. Vor diesem Hintergrund ist Einladung folgender Wissenschaftler angezeigt: Prof. Otto Rössler, Tübingen; Dr. Rainer Plaga, Bonn; Eric Penrose, London; Dr. Toby Ord, Rafaela
Hillerbrand und Anders Sandberg, alle Universität Oxford/GB; Dr. Mark Leggett, Universität Brisbane/Australien; Walter Wagner, Hawaii/USA; Francesco Calogero; Robert Laughlin, USA; Prof. Nick Bostrom, Yale Universität/USA; Adrian Kent, Universität Cambridge/GB; Dr. Tony Rothman, Princeton Universität/USA; Grigory Vilkovisky, Russland; Dr. Richard Webb, Mittelneufnach/Bayern; Prof. Joachim Wernicke, Berlin; Prof. Edmund Lengfelder, Otto Hug Institut München; Prof. Dr. Thomas Sonar, TU
Braunschweig; Fernando Loup, ICTP Triest/Italien; Benoit Famaey, Sternwarte Straßburg; E. Farhi; R.L. Jaffe; P. Katsas; A.D. Panagiotou; E. Gladiusz-Dziadus; Michael Prouza, Prag, für Pierre-Auger-Observatorium/Argentinien.
Hierbei handelt es sich um eine Mindestaufzählung, soweit hier bekannt mit Ortsangabe. Die Beteiligung weiterer Wissenschaftler ist im Interesse umfassender und ergebnisoffener Erkenntnisgewinnung ausdrücklich erwünscht. Für eine ausreichende Beteiligung seitens CERN/LSAG und nahestehender Fachkreise werden Sie von sich aus Sorge tragen.
Bitte lassen Sie uns wissen, wie Sie hinsichtlich der Sicherheitskonferenz weiter vorgehen werden. Da der LHC nach der Pause bereits nun Mitte Februar wieder in Betrieb genommen wird und schon eine weitere Energieerhöhung auf beidseitig 4 TeV geplant ist, erlauben wir uns, Ihrer Stellungnahme innerhalb
zwei Wochen ab Erhalt dieses Schreibens entgegenzusehen.
Dieses ist ein offener Brief, den wir in Kopie der Bundeskanzlerin, allen Bundestagsfraktionen und der interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung stellen.

Mit freundlichen Grüßen
Olaf Möhring
Rechtsanwalt

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Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /