© Simon Carlsson rmad.co.uk
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Enttäuschung über Ergebnis des Diesel-Gipfels in Österreich

Die Autokonzerne kommen billig davon, die Bevölkerung zahlt mit hoher Gesundheitsbelastung

Wien – Keine großen Lösungen beim Dieselgipfel: Satt einer gewöhnlichen Umstiegsprämie haben die Autohersteller der von Minister Leichtfried geforderten Ökoprämie zugestimmt. Für den Wechsel auf ein umweltfreundlicheres Fahrzeug erhalten die Autofahrerinnen und -fahrer einen Öko-Bonus. Die Konzerne haben zudem Software-Updates für über 600.000 Dieselfahrzeuge zugesagt. Das umfasst freiwillige Software-Umrüstungen genauso wie Updates im Rahmen der Rückholaktion. Zudem haben die Hersteller in Aussicht gestellt, Autofahrerinnen und Autofahrern zusätzliche Anreize zu bieten, um das Software-Update durchzuführen. Keine Einigung konnte über technische Nachrüstungen erzielt werden. Die Autohersteller haben zugesagt, sich an der Abgasstrategie 2030 für sauberen Verkehr zu beteiligen, die im Herbst kommen wird.

Dabei zeigen Untersuchungen des Deutschen Umweltbundesamts, dass auch bei Neuwagen Überschreitungen der Grenzwerte von Stickoxidemissionen um das Sechsfache auftreten. Stickoxide beeinträchtigen die Lungenfunktion, führen zu Herz-Kreislauferkrankungen und können Asthma auslösen. Dazu ist es eine Vorläufersubstanz von bodennahem Ozon. In Summe werden 1.250 vorzeitige Todesfälle in Österreich auf Stickoxidemissionen und bodennahem Ozon zurückgeführt.

"Von einem, gegenüber der deutschen Einigung ‘aufgefettetem’ Ergebnis, wie es Verkehrsminister Jörg Leichtfried nannte, kann hier keine Rede sein," kritisiert Greenpeace in einer Presseaussendung. Es wurden, genau wie in Berlin, wirkungslose Software-Updates und eine Abwrackprämie beschlossen. Eine leichte Verbesserung ist lediglich die Zusage von manchen, nicht näher definierten Herstellern, eine zusätzliche Prämie für den Kauf eines Elektroautos zur Verfügung zu stellen. Auf wirksame Sofortmaßnahmen, die allerdings der Autoindustrie teurer gekommen wären, wurde verzichtet.

‘Wie bereits befürchtet, ist das Ergebnis des Dieselgipfels eine Augenauswischerei’, kritisiert Adam Pawloff, Mobilitätssprecher von Greenpeace in Österreich. ‘Mensch und Umwelt wurden hier außen vor gelassen, die Automobilbranche lediglich mit Samthandschuhen angefasst.’ Die beschlossenen Software-Updates würden laut Untersuchungen der Deutschen Umwelthilfe e.V. maximal fünf Prozent Verbesserung bringen. Auch der Umstieg auf modernere Diesel-Modelle bringt wenig. Laut dem deutschen Umweltbundesamt stößt Euro-6 durchschnittlich sechs Mal so viel gesundheitsschädliche Stickoxide aus wie gesetzlich erlaubt.

Auch die österreichische Umweltschutzorganisation GLOBAL 2000 zeigt sich schwer enttäuscht über die mageren Ergebnisse: ‘Statt die Autohersteller in die Pflicht zu nehmen, lässt man sie billig davonkommen. Die österreichische Bevölkerung wird das mit hoher Gesundheitsbelastung teuer bezahlen. Wirksame technische Nachrüstungen fehlen völlig, im Wesentlichen geht das Versprechen in Richtung fragwürdige Software-Updates. So lässt sich das massive Problem um Luftschadstoffe nicht mal ansatzweise lösen. Wir brauchen jetzt eine neue Mobilitätspolitik für Österreich, die auf nachhaltige Mobilitätsformen setzt und den Sprung weg von der veralteten Verbrennungstechnologie schafft’, kritisiert Johannes Wahlmüller, Klimasprecher von GLOBAL 2000.

Der ausufernde Verkehr ist zudem eines der größten Sorgenkinder der österreichischen Klimabilanz: ‘Wir müssen den Weg für nachhaltige Mobilität jetzt freimachen. Dazu gehört ein starker Ausbau des öffentlichen Verkehrs, mehr Geh- und Radwege und ein Ausbau von E-Mobililität-Carsharing’, erklärt Wahlmüller.

"Die echten Herausforderungen, der konsequente Schutz unserer Gesundheit vor Stickoxid & Co und die volle Entschädigung der KonsumentInnen durch die Hersteller für Schummel-Autos, bleiben unerledigt’, kritisiert Ulrike Lunacek, Spitzenkandidatin der Grünen, das magere Ergebnis.


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /