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Verstärkte Maßnahmen gegen Luftverschmutzung nötig

Bei drei Viertel der Feinstaub-Messstellen schon jetzt mehr Überschreitungen als im gesamten Vorjahr

Wien - Österreichweit wurde heuer bereits bei 94 von 121 Feinstaub-Messstellen der Tagesgrenzwert häufiger überschritten als im gesamten Vorjahr, wie eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt. Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen Luftverschmutzung. Im Verkehrsbereich ist durch eine Verbesserung des umweltfreundlichen Mobilitätsangebots der Kfz-Verkehr zu verringern.

"Österreichs Bevölkerung ist einer viel höheren Schadstoffbelastung ausgesetzt als im Vorjahr", weist VCÖ-Expertin Ulla Rasmussen auf die Ergebnisse der Feinstaub-Messstellen der Bundesländer hin. Eine aktuelle VCÖ-Analyse zeigt, dass bei 94 von 121 Messstellen heuer bereits an mehr Tagen der Grenzwert überschritten wurde als im gesamten Vorjahr. Und in Graz wurde überhaupt bereits der Jahresgrenzwert überschritten: An 30 Tagen war die Feinstaubbelastung heuer zu hoch, erlaubt sind maximal 25 Tage mit zu hoher Feinstaubbelastung.

Gegenüber dem Vorjahr hat sich vor allem in Salzburg, Oberösterreich, Niederösterreich, Wien und im Burgenland die Luftqualität verschlechtert, macht der VCÖ aufmerksam. So war in Linz bereits an 20 Tagen zu viel Feinstaub in der Luft, im gesamten Vorjahr gab es neun Überschreitungen. In der Stadt Salzburg wurde bereits an 19 Tagen der Grenzwert überschritten, im Vorjahr nur an vier Tagen. In Niederösterreich und Wien weisen zahlreiche Messstellen mehr als dreimal so viele Überschreitungen auf wie im gesamten Jahr 2016 und im burgenländischen Kittsee war heuer bereits an 25 Tagen zu viel Feinstaub in der Luft (14 Tage im Gesamtjahr 2016).

Hauptverursacher von Feinstaub sind Verkehr, Industrie und Hausbrand. Da Luft keine Grenzen hat, wird auch Feinstaub aus anderen Ländern nach Österreich verfrachtet. Für die Gesundheit sind besonders die Kleinstpartikel - der Ultrafeinstaub - eine Gefahr. Während grobkörniger Feinstaub in den oberen Atemwegen "hängen" bleibt, gelangen Kleinstpartikel bis in die Lungenbläschen und den Blutkreislauf und können zu schweren Lungenschäden sowie Herzerkrankungen führen.

Bei den kleinsten Feinstaub-Partikeln spielen lokale Verursacher die Hauptrolle. Messungen in Wien im Winter des Vorjahres haben an verkehrsfernen Orten eine Ultra-Feinstaub Belastung von rund 4.000 Partikeln pro Kubikzentimeter Luft ergeben. Die höchste fünfminütige Durchschnittsbelastung am stark befahrenen Gürtel war mit rund 114.000 Partikeln fast 30 Mal so hoch, macht der VCÖ aufmerksam. Die höchste Belastung wurde im Autoinneren mit bis zu 230.000 Partikeln gemessen.

"Die bestehenden Feinstaub-Grenzwerte sind ein politischer Kompromiss. Gesundheitsschädlich sind die Partikel auch unterhalb des Grenzwertes", stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. So ist Diesel-Ruß seit dem Jahr 2012 von der WHO als krebserregend eingestuft. Jedes Mikrogramm davon ist schädlich. Zudem bräuchte es bei Feinstaub auch einen Grenzwert für die Anzahl der Partikel, derzeit wird nur das Gewicht gemessen. Tausende Kleinstpartikel können gleich viel wiegen wie ein einziges großes Feinstaubkorn, sind aber um ein Vielfaches gesundheitsschädlicher.

Der VCÖ fordert verstärkte Maßnahmen gegen die Luftverschmutzung. Im Verkehrsbereich braucht es eine Verringerung des Kfz-Verkehrs. "Die umweltfreundlichen Mobilitätsangebote sind vor allem in den Ballungsräumen rascher und stärker als geplant auszubauen. Dort, wo es gute Bahnverbindungen gibt, steigen viele gerne vom Auto auf die Bahn um", stellt VCÖ-Expertin Rasmussen fest. In Österreich sind zudem viele Autofahrten kürzer als zehn Kilometer. Durch einen umfassenden Ausbau der Radinfrastruktur können viele kurze Fahrten auf den Radverkehr verlagert werden, auch das Potenzial der immer beliebter werdenden Elektro-Fahrräder ist groß.

Und Österreich ist gefordert bei der Umsetzung von Klimaschutzmaßnahmen mehr Tempo zu geben. "Je früher das Verbrennen fossiler Energieträger, wie Heizöl, Kohle oder Diesel und Benzin beendet wird, umso weniger Schadstoffe gelangen in unsere Luft", so VCÖ-Expertin Rasmussen.

VCÖ: Bei drei Viertel der Messstellen schon jetzt mehr Überschreitungen als im gesamten Vorjahr

(Überschreitungen Tagesgrenzwert 1.1. - 16.2. 2017 (in Klammer Gesamtjahr 2016))

Graz Ost: 30 Tage (24 Tage)
Graz Süd: 30 Tage (34 Tage)
Graz Mitte: 29 Tage (29 Tage)
Graz Don Bosco: 27 Tage (39 Tage)
Graz West: 27 Tage (25 Tage)

Kittsee: 25 Tage (14 Tage)

Köflach: 22 Tage (18 Tage)
Leibnitz: 22 Tage (25 Tage)

Fürstenfeld: 21 Tage (12 Tage)

Ebenthal Zell: 20 Tage (28 Tage)
Weiz: 20 Tage (13 Tage)
Eisenstadt: 20 Tage (12 Tage)

Klagenfurt Völkermarkter Straße: 19 Tage (29 Tage) St. Andrä im Lavanttal: 19 Tage (11 Tage) Linz Römerberg: 20 Tage (9 Tage)
Klosterneuburg: 19 Tage (3 Tage)
Mannswörth bei Schwechat: 19 Tage (3 Tage)
Stockerau: 19 Tage (2 Tage)
Tulln: 19 Tage (3 Tage)
Linz 24er Turm: 19 Tage (kein Tag)
Salzburg Rudolfsplatz: 19 Tage (4 Tage) Wien Liesing: 19 Tage (9 Tage)

Hartberg: 18 Tage (15 Tage)
Hainburg: 18 Tage (3 Tage)
Schwechat: 18 Tage (11 Tage)
Wien Taborstraße: 18 Tage (8 Tage)
Linz Stadtpark: 18 Tage (7 Tage)
Wolfsberg: 18 Tage (12 Tage)

St. Pölten Europaplatz: 17 Tage (4 Tage) Graz Nord: 17 Tage (14 Tage)
Voitsberg: 17 Tage (16 Tage)
Biedermannsdorf: 17 Tage (3 Tage)
Gänserndorf: 17 Tage (3 Tage)
Himberg: 17 Tage (3 Tage)
Mödling: 17 Tage (6 Tage)
Wiener Neudorf: 17 Tage (13 Tage)
Wien Belgradplatz: 17 Tage (6 Tage)
Wien Kendlerstraße: 17 Tage (8 Tage)
Salzburg Lehener Park: 17 Tage (4 Tage) Salzburg Mirabellplatz: 17 Tage (2 Tage)

Judendorf: 16 Tage (16 Tage)
Lenzing: 16 Tage (3 Tage)
Wiener Neustadt: 16 Tage (5 Tage)
Enns (bei A1): 16 Tage (7 Tage)
Linz Neue Welt: 16 Tage (8 Tage)
Wien Floridsdorf: 16 Tage (5 Tage)
Wien Gaudenzdorf: 16 Tage (12 Tage)
Wien Kaiser-Ebersdorf: 16 Tage (12 Tage) Wien Laaer Berg: 16 Tage (10 Tage)

Streithofen im Tullnerfeld: 15 Tage (1 Tag)
Vöcklabruck: 15 Tage (4 Tage)
Hallein A10: 15 Tage (3 Tage)
Illmitz: 15 Tage (7 Tage)
Wels: 15 Tage (5 Tage)
Wien AKH: 15 Tage (6 Tage)
Wien Schafberg: 15 Tage (5 Tage)

Wien Wehlistraße: 14 Tage (9 Tage)
Deutschlandsberg: 14 Tage (14 Tage)
Klöch bei Bad Radkersburg: 14 Tage (10 Tage)
Krems: 14 Tage (kein Tag)

Oberschützen: 13 Tage (8 Tage)
Spittal/Drau: 13 Tage (7 Tage)
Bad Vöslau: 13 Tage (5 Tage)
St. Pölten: 13 Tage (6 Tage)
Steyr: 13 Tage (4 Tage)
Bockberg: 13 Tage (6 Tage)
Gratwein: 13 Tage (8 Tage)
Graz Lustbühel: 13 Tage (5 Tage)
Peggau: 13 Tage (7 Tage)
Amstetten: 13 Tage (3 Tage)
Mistelbach: 13 Tage (1 Tag)
Stixneusiedl: 13 Tage (1 Tag)
Steyregg Au: 13 Tage (5 Tage)

Hallein B159: 12 Tage (3 Tage)
Leoben: 12 Tage (3 Tage)
Wien Lobau: 12 Tage (1 Tag)
Wien Stadlau: 12 Tage (6 Tage)

Klagenfurt: 11 Tage (13 Tage)
Ziersdorf: 11 Tage (2 Tage)
Bruck an der Mur: 11 Tage (8 Tage)

St. Veit/Glan: 10 Tage (2 Tage)
Braunau: 10 Tage (2 Tage)
Zeltweg: 10 Tage (4 Tage)

Kematen/Ybbs: 9 Tage (2 Tage)
Pillersdorf bei Retz: 8 Tage (kein Tag)
Feldkirch: 8 Tage (2 Tage)
Quelle: Umweltbundesamt, VCÖ 2017


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /