© 526663- pixabay.com / Atomkraftwerk
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Verrückte "Brautschau" in Tschechien

Auf der Suche nach Investoren und einer Baubeteilung zu Atomkraftprojekten, die sich möglicherweise nicht mehr rechnen.

Prag - Tschechische Universitäten konnten in den vergangenen Tagen einen interessanten Brief in ihren Postkästen finden: Die chinesische Energiekorporation CGN bot darin an, einigen Interessenten ein Studium der Atomkraft in China zu bezahlen. Das Interesse der Chinesen ist aber nicht durch den Hunger nach Bildung angetrieben - sie interessieren sich vor allem um den größten Auftrag in der Geschichte des Landes, falls Tschechien dieses Geschäft überhaupt je realisiert, denn ob der fatale Auftrag überhaupt je vergeben werden kann, ist eine wackelige Sache.

Das tschechische Industrieministerium wird Ende Januar - Anfang Februar die Vertreter von sechs potenziellen Interessenten für den Bau der Atomblöcke einladen. Dazu gehören die big Player in diesem Fachgebiet: von der amerikanischen Firma Westinghouse, über die russische Firma Rosatom bis zum französisch - japanischen Konsortium Atmea. Bereits im Vorjahr wurde bei diesen mit einem Katalog von mehr als 100 Fragen betreffend einer möglichen Zusammenarbeit angefragt.

Nun soll es darum gehen, ob jemand aus den Konsortien der Firmen überhaupt dazu bereit ist, eine entsprechende Mitfinanzierung der umstrittenen Projekte in Tschechien zu übernehmen.

Das Auswahlverfahren für den Bau von zwei weiteren Atomblöcken in Temelin wurde vom Energiekonzern CEZ vor drei Jahren nämlich genau aus diesem Grund, wegen fehlender Garantien zur Rückvergütung der Investition, aufgelöst. Nun geht es um das Atomkraftwerk Dukovany, wo der Ausbau zwar einfacher wäre, jedoch das Problem, dass dem Investor niemand die Rückvergütung der investierten Gelder sicherstellen würde, besteht immer noch.

Drei Hauptfragen des Projektes sollten beantwortet werden: wie der Lieferant ausgewählt wird, wer die Rolle des Investors spielen wird und wie das Finanzierungsmodell aussehen soll.
Man darf gespannt sein, ob es überhaupt möglich ist, hier Antworten zu finden.


Quelle: OIZP - Obcanska iniciativa pro ochranu zivotniho prostredi
Zusammenfassung und Übersetzung aus mehreren tschechischen Medien


Artikel Online geschaltet von: / Doris Holler /